Ein älterer Herr stellt sich mit zunehmenden Nackenschmerzen in der Notaufnahme vor. Außerdem sind seine Arme so geschwächt, dass er am Rollator kaum noch gehen kann. Auf MRT-Aufnahmen von Gehirn und Halswirbelsäule entdecken die Ärzte Erschreckendes.
Ein 88-jähriger Mann stellt sich mit progredienten Nackenschmerzen in der Notaufnahme vor. Diese bestehen seit etwa einer Woche, haben sich aber insbesondere über die letzten drei Tage deutlich verschlimmert. Schon bei kleinsten Bewegungen verstärken sie sich extrem. Zudem sind die Arme des Mannes so schwach, dass er nur noch eingeschränkt am Rollator gehen kann.
Vor kurzem hatte er eine Mastoiditis, die jedoch - MRT-Aufnahmen zufolge - unter Antibiose abgeklungen war. In der körperlichen Untersuchung stellen die Ärzte im rechten Ohr Granulationsgewebe und ein leichtes Erythem im äußeren Gehörgang fest. Sowohl der Trapezmuskel als auch die zervikale paraspinale Muskulatur sind beidseits schmerzempfindlich. Die Kraft der oberen Extremitäten wird beidseits mit 4/5 bestimmt. Im Blutbild zeigen sich eine Leukozytose sowie erhöhte Gerinnungswerte.
Obwohl die Mastoiditis als auskuriert gilt, lassen die Ärzte daraufhin erneut MRT-Aufnahmen von Gehirn und Halswirbelsäule anfertigen. Diesmal ist das Ergebnis ein völlig anderes: Auf den Bildern gibt es Hinweise auf eine Osteomyelitis des Clivus und der oberen Halswirbelsäule, einen prävertebralen Abszess, möglicherweise retropharyngeal sowie eine Verengung des Spinalkanals und ein Rückenmarksödem.
Die MRT des Gehirns zeigt zusätzlich eine Nekrose und einen Abszess im rechten Nasopharynx, eine fleckige Sklerose in der angrenzenden zentralen Schädelbasis mit Verdacht auf Osteomyelitis und eine venöse Thrombose, die den distalen rechten Sinus sigmoideus, den Bulbus jugularis und den proximalen Aspekt der rechten Vena jugularis interna betrifft.
Offensichtlich leidet der Patient als Komplikation der vorangegangen Mastoiditis an einer Schädelbasisosteomyelitis in Kombination mit einer Sinusvenenthrombose und möglicherweise einem retropharyngealem Abszess. In Anbetracht dieser schwerwiegenden Diagnosen beginnen die Ärzte sofort eine Antibiose mit Vancomycin sowie Piperacillin/Tazobactam. Zusätzlich erhält der Patient Dexamethason und Heparin und wird in eine Spezialklinik verlegt.
Dort kann eine Biopsie der retropharyngealen Masse immerhin ein wenig Entwarnung geben, denn es handelt sich offensichtlich weder um einen Abszess noch um eine bösartige Erkrankung. Die Osteomyelitis der Wirbel lässt sich jedoch per Biopsie bestätigen. Schließlich wird der 88-Jährige einen Monat lang mit intravenösen Antibiotika und drei Monate lang mit einer Antikoagulationstherapie weiterbehandelt.
Nach acht Tagen kann er entlassen werden, jedoch kehrt er nach zwei Monaten mit einer Anämie zurück. Die Medikamente hatten zu gastrointestinalen Blutungen aus Zwölffingerdarmgeschwüren und einer Nephropathie geführt. Die Ärzte führen eine Mikroembolisation durch und ändern die Medikation. Von nun an geht es dem Patienten besser, sodass zeitnah auch eine C1-C2-Laminektomie und Dekompression des Rückenmarks mit okzipitaler Fusion durchgeführt werden kann.
Text- und Bildquelle: Oommen et al. / Clinical Case Reports
Titelbild: Joyce McCown / Unsplash