Menschen mit der Bluterkrankheit erhalten regelmäßig Faktor-VIII-Konzentrate. Das könnte sich mit einer neuen Gentherapie ändern.
Die schwere Form von Hämophilie A führt bei Betroffenen dazu, dass sie aufgrund einer X-choromosomal-rezessiv vererbten Mutation nicht in der Lage sind, den Gerinnungsfaktor VIII zu bilden. Eine Gen-Therapie soll nun Abhilfe verschaffen: Caloctogene roxaparvovec (AAC5-hFVIII-SQ) ist ein Adeno-assoziiertes Virus, der dabei als Vektor fungiert. Er enthält DNA eines komplementären Gerinnungsfaktor VIII. Die Gentherapie wurde bereits bei Männern mit schwerer Hämophilie A im Rahmen von Phase-I/II-Studien untersucht. Nun wurden die Ergebnisse der Phase-III-Studie im renommierten Fachmagazin New England Journal of Medicine publiziert.
An der multizentrischen Studie nahmen insgesamt 134 erwachsene Teilnehmer mit Hämophilie A teil, die eine prophylaktische Infusion des AAC5-hFVIII-SQ erhielten. Insgesamt steigerte sich die durchschnittliche Aktivität des Faktors VIII in den Wochen 49 bis 52 nach Erhalt der Infusion um 41,9 I.E. pro Deziliter (95 % KI: 34,1 – 49,7). Bei 112 Teilnehmern waren die mittleren Jahresraten der Verwendung von Faktor-VIII-Konzentrat und behandelten Blutungen nach vier Wochen nach der Infusion bereits um 98,6 % und 83,8 % zurückgegangen.
Bei 115 Teilnehmern traten erhöhte Alanin-Aminotransferase-Spiegel als unerwünschtes Ereignis auf, konnten jedoch mit Immunsuppressiva behandelt werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten: Kopfschmerzen (38,1 %), Übelkeit (37,3 %) und Erhöhungen der Aspartat-Aminotransferase-Spiegel (53,1 %). Keiner der Teilnehmer entwickelte Faktor-VIII-Inhibitoren oder Thrombosen.
Signifikante Ergebnisse
„Eine Gentherapie für Hämophilie A kann die Aufrechterhaltung einer stabilen endogenen Faktor-VIII-Aktivität ohne regelmäßige Prophylaxe ermöglichen. Die Expression des übertragenen Gens scheint mit der Zeit abzunehmen“, schreiben die Autoren zu ihren Ergebnissen. Weitere Studien seien nötig, um zu prüfen, ob Wiederholungsbehandlungen notwendig oder möglich sein.
Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Cassi Josh, unsplash