Tod durch Suizid ist vor allem bei depressiven Patienten ein weltweites Problem. Könnte jetzt ein Blut-Biomarker verlässlich suizidale Absichten erkennen?
Ein Forscherteam unter Leitung der University of California, Irvine, hat zusammen mit Mitgliedern des Pritzker Research Consortium einen Ansatz zur Identifizierung von Biomarkern im Blut entwickelt, die das Suizidrisiko von Patienten mit schweren depressiven Störungen vorhersagen könnten. Die Studie wurde in der Zeitschrift Translational Psychiatry veröffentlicht.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nicht konserviertes Blut verwendet werden kann, um suizidspezifische Biomarker mit Hilfe eines neuartigen Ansatzes zur Genexpression und eines Ansatzes zur Quantifizierung der Genexpression zu entdecken, der weniger empfindlich auf die Auswirkungen des RNA-Abbaus reagiert. Neben der Identifizierung von Personen mit dem höchsten Suizidrisiko können die Ergebnisse den Forschern helfen, molekulare Veränderungen bei Suizidopfern zu verstehen.
„Diese Blut-Biomarker sind ein wichtiger Schritt in Richtung der Entwicklung von Bluttests zur Identifizierung von Patienten, bei denen ein unmittelbares Risiko besteht, ihr Leben zu beenden“, sagt Studienautor Dr. Adolfo Sequeira, Forscher in der Abteilung für Psychiatrie und menschliches Verhalten an der UCI School of Medicine. „Unseres Wissens nach ist dies die erste Studie, die Blut- und Gehirnproben in einer genau definierten Population von depressiven Menschen analysiert und dabei signifikante Unterschiede in der Genexpression im Zusammenhang mit vollendetem Suizid nachweist.“
Nach der Analyse der Daten von Blut- und Gehirnproben von Suizidopfern fanden die Forscher Veränderungen in der Genexpression bei der Stressreaktion, einschließlich des Polyaminstoffwechsels, des zirkadianen Rhythmus, der Dysregulation des Immunsystems und der Aufrechterhaltung der Telomere.
Die Forscher verwendeten Daten, die in Zusammenarbeit mit dem Pritzker Neuropsychiatric Disorders Research Consortium gewonnen wurden, aus nicht (RNA) konservierten Blutproben in Kombination mit Genexpressionsdaten aus Blut- und Gehirnproben derselben Probanden. In die Studie wurden Probanden ohne psychiatrische Diagnose (alle Nicht-Suizide) und Probanden mit schwerer Depression, die durch Suizid oder eines natürlichen Todes starben, einbezogen.
Suizid ist ein ernstes globales Gesundheitsproblem, das jährlich fast 800.000 Todesfälle verursacht. Allein in den Vereinigten Staaten sind die Suizidrate in den letzten 20 Jahren um mehr als 35 Prozent gestiegen, allein im letzten Jahr starben über 48.000 Personen durch Suizid. Die Strategien zur Suizidprävention und die aktuellen Medikamente sind zwar hilfreich, haben aber den Anstieg der Selbsttötungen nicht eingedämmt.
Viele Menschen verheimlichen ihre Suizidabsichten, obwohl sie häufig Kontakt zu medizinischen Fachkräften haben. Schätzungsweise 30 Prozent der Suizidenten nehmen innerhalb eines Monats vor dem Suizidereignis professionelle Hilfe in Anspruch. In den Tagen bis Wochen nach der Entlassung aus psychiatrischen Kliniken kommt es ebenfalls zu einem dramatischen Anstieg der Suizide. Eine Blut-Biomarker könnte frisch entlassene Patienten oder die, die entlassen werden sollen, auf ernsthafte Suizidabsichten testen und somit Risikopatienten zuverlässiger identifizieren.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der University of California – Irvine. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Frederik Löwer, unsplash