Auf dem US-Kongress der Onkologen gab es wieder viele hochkarätige Studien zu bestaunen. Die Top 3 von Dr. Oliver Overheu gibt’s hier im Schnelldurchlauf.
Das diesjährige Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO) kehrte zum ersten Mal seit Beginn der COVID-19-Pandemie mit einem hybriden Modell in Ansätzen wieder zum Alltag zurück. Eine kleine Auswahl der Vielzahl an hochkarätigen Studien sei hier vorgestellt.
Hierbei handelt es sich um die erste randomisierte Phase-III-Studie einer anti-HER2/neu-Therapie bei Mammakarzinomen mit einer niedrigen HER2-Expression (definiert als HER2-Score von +1 oder ggf. +2 in der Immunhistochemie). Zum Einsatz kam Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd), ein neuartiges Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, im Vergleich gegen eine Chemotherapie nach Wahl der jeweiligen Behandler. Alle Patientinnen hatten zuvor bereits ein oder zwei Linien Chemotherapie erhalten.
Im primären Endpunkt, dem progressionsfreien Überleben (PFS) bei hormonrezeptorpositiven Mammakarzinomen, zeigte sich nun ein signifikanter Vorteil für die Therapie mit T-Dxd von 10,1 vs. 5,4 Monaten (HR 0,51, p < 0,0001), der sich auch im Gesamtüberleben (OS) bestätigte (23,9 vs. 17,5 Monate, HR 0,64, p = 0,0028). Mit diesen Resultaten, die einen neuen Standard in der Behandlung von HER2-low-Mammakarzinomen setzen, wurde die Studie zurecht in der prestigeträchtigen Plenary Session vorgestellt und parallel im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Was: Ibrutinib in Kombination mit Bendamustin-Rituximab
Wofür: Erstlinientherapie bei älteren Patienten mit Mantelzell-Lymphom
Dies ist eine weitere Studie, die am Präsentationstag im NEJM veröffentlicht wurde. Bei SHINE handelt es sich um eine randomisierte, placebo-kontrollierte und doppelt verblindete Phase-III-Studie, die den Tyrosinkinase-Inhibitor Ibrutinib aus den späteren Therapielinien in die Erstlinien-Therapie des Mantelzell-Lymphoms holt. Und zwar wurde sein Stellenwert in Verbindung mit der etablierten Chemotherapie-Antikörper-Kombination Bendamustin-Rituximab (BR) und einer anschließenden Rituximab-Erhaltungstherapie vs. Placebo + BR bei älteren Patienten (medianes Alter: 71 Jahre) mit Erstdiagnose eines Mantelzell-Lymphoms evaluiert.
Auch in dieser Studie wurde der primäre Endpunkt des PFS deutlich erreicht, indem dieses im Ibrutinib-Arm mit 80,6 Monaten vs. 52,9 Monaten im Placebo-Arm signifikant verbessert war (HR 0,75, p = 0,011). Hinsichtlich des OS zeigte sich zum aktuellen Zeitpunkt kein signifikanter Unterschied, allerdings ist hier zu betonen, dass in beiden Armen das mediane OS noch nicht erreicht war. Zudem berichtete der Erstautor in der Präsentation der Studie, dass sich in einer explorativen Analyse der Subgruppe der progressions- bzw. toxizitätsbezogenen Todesfälle (d. h. unter Ausschluss aller weiteren Todesursachen in dieser doch sehr hochaltrigen Patientengruppe) durchaus ein Vorteil für den Ibrutinib-Arm gezeigt habe (HR 0,88).
Mit Ausnahme des häufigeren Auftretens von Vorhofflimmern im Ibrutinib-Arm (13,9 % vs. 6,5 %) zeigte sich in beiden Gruppen ein vergleichbares Nebenwirkungsprofil. Mit dieser eindrucksvollen Verlängerung des PFS demonstriert auch die SHINE-Studie womöglich einen neuen Standard in der Erstlinien-Therapie älterer Patienten mit einem Mantelzell-Lymphom.
Was: Panitumumab in Kombination mit mFOLFOX
Wofür: kolorektales Karzinom
Die randomisierte Phase-III-Studie PARADIGM bestätigte die Überlegenheit des Anti-EGFR-Antikörpers Panitumumab in Kombination mit mFOLFOX gegenüber der Anti-VEGF-Therapie Bevacizumab + mFOLFOX in der Erstlinientherapie des metastasierten, linksseitigen, RAS-Wildtyp kolorektalen Karzinoms.
Im Panitumumab-Arm zeigte sich ein signifikanter Überlebensvorteil von 3,6 Monaten (37,9 vs. 34,3 Monate, HR 0,82, p = 0,031), der sich auch in der Analyse des Gesamtkollektivs aller Tumorlokalisationen bestätigte. Die Hazard Ratio für das OS rechtsseitiger Tumore lag bei 1,09. Während es beim PFS zwischen den beiden Therapiearmen zu vergleichbaren Ergebnissen kam, zeigten sich in der Panitumumab-Gruppe höhere Raten des Ansprechens sowie an R0-Resektionen. Somit ist die anti-EGFR-Therapie in Kombination mit Chemotherapie die zielgerichtete Therapie der Wahl in der Erstlinie dieses Kollektivs.
Bildquelle: Elena G, unsplash.