Der Austausch von wirkstoffgleichen Arzneimitteln ist in deutschen Apotheken gängige Praxis, denn Apotheker*innen sind dazu angehalten, jeweils möglichst kostengünstige Alternativen vorrangig abzugeben.1 Das schont das Budget der gesetzlichen Krankenversicherungen und ist bei vielen Erkrankungen und Therapien entsprechend einer guten Substitutionspraxis problemlos machbar. Allerdings gibt es Ausnahmen – darunter die Substanzklasse der Antiepileptika –, bei denen eine Substitution kritisch sein kann.
Leitlinien empfehlen: Substitutionen bei Epilepsiepatient*innen vermeiden
Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft hat bereits 2002 mit der Einführung der Aut-idem-Regelung mit ihrer Leitlinie zur „Guten Substitutionspraxis“ auf das gesundheitspolitisch aufgeladene Thema reagiert und die Empfehlungen zuletzt 2014 aktualisiert.3 Sie nennt unter anderem Antiepileptika als Medikamentengruppe, bei der ein wirkstoffgleicher Austausch in der Apotheke negative Auswirkungen für die Patient*innen haben kann, und sieht bei Epilepsiepatient*innen wegen der besonders engen therapeutischen Breite der Arzneimittel eine Substitution als kritisch an.3 Dem schließt sich auch die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie an und betont in einer Stellungnahme expliziert die Bedeutung des Aut-idem-Kreuzes auf Erst- und Folgeverordnungen.4 Die Leitlinien sind sich also einig: Nicht zuletzt wird auch in der DGN-Leitlinie “Erster epileptischer Anfall im Erwachsenenalter” betont, dass ein unkontrollierter Wechsel zwischen wirkstoffgleichen Präparaten in jedem Fall zu vermeiden ist.5
Studien zeigen: Wechsel kann Anfallsrisiko erhöhen
Eine deutsche Studie von Lang et al. aus dem Jahr 2018 mit insgesamt 3.530 Epilepsiepatient*innen konnte zeigen, dass Betroffene mit häufigen Substitutionen ein um mehr als 30 % höheres Anfallsrisiko hatten.6 Die Konsequenzen können gravierend sein – ob im Straßenverkehr, im Berufsalltag oder zu Hause.
Das erhöhte Anfallsrisiko kann zum einen mit der bereits erwähnten engen therapeutischen Breite der Antiepileptika zusammenhängen, zum anderen aber auch mit einer verminderten Adhärenz einhergehen. Dabei spielt insbesondere auch der Wechsel von Tablettenform oder -farbe eine Rolle, so das Ergebnis einer amerikanischen Studie mit mehr als 60.000 Patient*innen. Das Risiko für Nicht-Adhärenz stieg demnach mit einem Wechsel der Tablettenform oder -farbe um mindestens 27 %.7
Wenn ein Herstellerwechsel unbedingt notwendig ist, sollten Sie Ihre Patient*innen deshalb darüber aufklären, dass eine veränderte Erscheinungsform der Tablette oder der Verpackung keine nachteiligen pharmakologischen Auswirkungen hat.4
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