Vitalparameter, die durch eine Augmented Reality Brille überwacht werden: Klingt nach Sci-Fi, ist aber bereits Wirklichkeit. Eine aktuelle Studie soll zeigen, wie praktikabel eine AR-Datenbrille bei der OP-Überwachung sein kann.
Wie praktikabel ist es für Anästhesie-Supervisoren, die Vitalparameter von mehreren Patienten über eine Datenbrille gleichzeitig im Blick zu haben? Das soll derzeit in einer gemeinsamen Studie des Uniklinikums und der Uni Würzburg ermittelt werden. Bei Eingriffen in den Operationssälen des Uniklinikums Würzburg (UKW) ist für die anästhesiologische Behandlung eines jeden Patienten jeweils mindestens ein Anästhesist im OP-Saal zuständig. Die Assistenzärzte werden von einem Facharzt unterstützt. Da diese Supervisoren nicht in allen OP-Sälen gleichzeitig sein können, werden die Vitalparameter der Patienten zu einer stationären Zentrale übertragen.
„Dort haben unsere erfahrenen Kollegen einen visuellen Gesamtüberblick“, berichtet Dr. Oliver Happel. Der Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie fährt fort: „Sobald sich ein Supervisor jedoch in einen OP-Saal begibt, ist er nur noch per Telefon mit den anderen Sälen verbunden – die dortigen Vitalparameter hat er dann nicht mehr vor Augen, sondern ist auf mündliche Informationen angewiesen. Der hierbei mögliche Informationsverlust kann verschiedene Restrisiken mit sich bringen.“
Um hier eine Alternative zu schaffen wurde Applikation entwickelt, die es ermöglicht, den Supervisoren die Informationen aus mehreren Sälen per Head-Mounted-Display (HMD) auch mobil zu zeigen. Das HMD ist in diesem Fall eine Augmented-Reality-Brille, welche die Daten und gegebenenfalls Alarme virtuell vor die Augen ihres Trägers projiziert, ohne ihn visuell von der Außenwelt abzuschirmen. Während die Technologie des kommerziell verfügbaren HMD und die Applikation an sich bereits erprobt sind, liegen noch keine Nutzererfahrungen über einen längeren Einsatzzeitraum im Krankenhausalltag vor. Diese sollen jetzt in einer seit Dezember 2021 am UKW laufenden Studie ermittelt werden.
Dr. Happel erläutert: „Wir statten immer einen Supervisor für rund zehn Tage mit einer Augmented-Reality-Brille aus. An einzelnen Tagen begleitet eine Doktorandin den Anwender und beobachtet das Trage- und Nutzerverhalten. Am Ende der zehn Tage findet zusätzlich ein umfangreiches Interview statt.“ Dabei geht es um qualitative Fragen zu den individuellen Erfahrungen: Wie war der Tragekomfort der Brille? Wie verträglich war die Augmented Reality? Wo hat das neue System geholfen, wo eher gestört? Neben den teilnehmenden acht Supervisoren werden auch die betreuten Junior-Anästhesisten über ihre Erfahrungen befragt. Die Studie läuft noch bis April dieses Jahres, dann beginnt die Auswertung.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Uniklinikums Würzburg.
Bildquelle: My name is Yanick, unsplash