Sie betrifft fast jede zehnte Frau und doch ist der Wissenstand bei Ärzten und in der Forschung erschreckend niedrig: Die Endometriose geht immer noch zu oft unter. Eine neue Arbeitsgemeinschaft will das ändern.
Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, etwa jede zehnte Frau ist davon betroffen. Nach Angaben der WHO leiden weltweit etwa 190 Millionen Frauen und Mädchen im gebärfähigen Alter daran. Schätzungen zufolge wird eine Endometriose pro Jahr in Deutschland bei 40.000 jungen Frauen festgestellt. Aber trotz der hohen Verbreitung und der im Einzelfall gravierenden Auswirkungen für die Betroffenen ist die gesellschaftliche Wahrnehmung – aber auch die Aufmerksamkeit bei Ärzten – noch immer zu gering. Oft haben Betroffene jahrelang Beschwerden, bevor die Diagnose gestellt wird.
Eine Endometriose kann mit starken Schmerzen einhergehen, die häufig zeitlich mit der Menstruation zusammenhängen. Die Endometrioseherde unterliegen dem hormonellen Zyklus und verursachen innere Blutungen, vor allem aber können sie über Entzündungs- und Vernarbungsprozesse bleibende Schäden hinterlassen und auch die Nachbarorgane Harnblase und Enddarm einbeziehen. Typisch sind starke Schmerzen bei der Menstruation und in der Folge ein chronisches Schmerzsyndrom. Viele Betroffene leiden an Unfruchtbarkeit: Bei jeder zweiten bis dritten Frau mit unerfülltem Kinderwunsch wird Endometriose nachgewiesen.
Die Arbeitsgemeinschaft Endometriose (AGEM) widmet sich als neues Organ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) allen klinischen, wissenschaftlichen und organisatorischen Anliegen bei dieser Erkrankung. Dazu zählt die Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie die Aus- und Weiterbildung von Ärzten. „Ein wichtiges Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, die Kenntnisse über Endometriose zu erweitern und möglichst in der klinischen Versorgung der Patientinnen umzusetzen, um dadurch die Behandlung zu verbessern“, betont Prof. Sylvia Mechsner, Vorsitzende der AGEM und Leiterin des Endometriosezentrums an der Charité Berlin.
Die genaue Ursache der Krankheit ist nach wie vor unbekannt. Oft wird sie erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, obwohl die Beschwerden schon viele Jahre zuvor begonnen hatten. „Die rechtzeitige Diagnose und Behandlung der Endometriose stellt insofern eine besondere Herausforderung dar, als noch viele Mosaiksteine im Bild um die Entstehung dieser Erkrankung fehlen“, erklärt Prof. Uwe Andreas Ulrich, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie (AGE) der DGGG und einer der federführenden Autoren der Endometriose-Leitlinie.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
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