Und täglich grüßt das Murmeltier: Öffentliche Apotheken schnitten bei Testkäufen von Verbrauchermagazinen schlecht ab. Während Kammern mit Pseudocustomer-Besuchen drohen, haben Hersteller vermeintlich simple Lösungen. Wie wäre es mit Testkauf-Trainings für die Belegschaft?
Kaum ein Thema scheint bei den Medien so beliebt zu sein wie Testkäufe in Apotheken. Jetzt haben die Verbraucherredaktionen „WDR2-Quintessenz“ und „Servicezeit“ Teams los geschickt, um Apotheken in Nordrhein-Westfalen unter die Lupe zu nehmen. Im Handverkauf verlangten sie OTCs, die nicht zusammen eingenommen werden sollten, etwa Hustenstiller und Hustenlöser. Von 18 Apotheken berieten nur drei gut, während zehn das wenig schmeichelhafte Urteil „schlecht“ bekamen. Klassischen Vor-Ort-Apotheken schnitten nicht wesentlich besser ab als Discounter. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ, ohne Frage. Standesvertreter sind dennoch besorgt.
Viele Kammern haben mittlerweile beschlossen, vermehrt Pseudocustomer loszuschicken. Laut Beschluss der Vertreterversammlung plant die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg für 2015 rund 400 Testkäufe. Im Schnitt erhält damit jeder sechste Inhaber gebetenen oder auch ungebetenen Besuch. In Schleswig-Holstein stehen Prüfungen bei jeder dritten Apotheke an, wobei freiwillige Tests eine große Rolle spielen. Ähnliche Pläne kommen aus Niedersachsen. Und Nordrhein beziehungsweise Westfalen-Lippe sind für hohe Zahlen an Testkäufern bekannt. Jetzt nutzen Firmen die Gunst der Stunde, ebenfalls akiv zu werden.
Jetzt hat die Thomae Akademie von Boehringer Ingelheim ein spezielles Training für Apotheker und PKA entwickelt. Dabei werden Testkäufe simuliert. Zusammen mit erfahrenen Trainern haben Apothekenteams die Möglichkeit, gezielte Produktwünsche von Kunden zu diskutieren oder mit Symptombeschreibungen richtig umzugehen. Sicherheitshinweise bei der Abgabe sind ebenfalls ein Thema. Ob Nachhilfeaktionen dieser Art notwendig sind, darüber lässt sich streiten. Bleibt noch, auf die Selbstregulationskraft des Marktes zu setzen.
Entsprechende Strategien verfolgt die Apothekerkammer des Saarlands. Im letzten Jahr entschied sich die Vertreterversammlung gegen Testkäufe. Präsident Manfred Saar zweifelt am Mehrwert von Pseudocustomern als Instrument zur Qualitätssicherung. Er spekuliert, Kunden wählten von sich aus Apotheken mit besserer Beratung. Das bedeutet, gute Beratung führt mittelfristig zu einem Wettbewerbsvorteil.