Frühgeborene weisen ein hohes Risiko für die nekrotisierende Enterokolitis, eine entzündliche Darmerkrankung, auf. Jetzt zeigt sich: Die Krankheit lässt sich anhand des Darmmikrobioms voraussagen.
Kinder, die vor der 38. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, weisen ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen und weitere Erkrankungen auf. So auch im Falle der nekrotisierenden Enterokolitis (NEC). Die Erkrankung, die in der Regel zwei bis sechs Wochen nach der Geburt auftritt, kann schwere Entzündungen des Darmgewebes bis hin zu einer Perforation auslösen.
Neben einer Frühgeburt sind die Risikofaktoren, die eine NEC hervorrufen können, weitgehend ungeklärt. Viele Forscher vermuten jedoch einen Zusammenhang mit einem veränderten Darmmikrobiom der Frühgeborenen. Während die bakteriellen Komponenten des Darmmikrobioms häufig im Fokus der Untersuchungen stehen, bleiben Viren, die den Darm bewohnen, oft unbeachtet.
Ein Forschungsteam hat daher in einer Studie erstmalig untersucht, welche spezifischen mikrobiellen Veränderungen des Darm-Viroms eine NEC auslösen könnten. Dazu entnahmen der Mikrobiologe Efrem Lim und sein Team mehr als Hundert Stuhlproben von Frühgeborenen, von denen einige eine NEC entwickelten. Mithilfe der Metagenomik – einer Sequenzierungsmethode – erfassten die Wissenschaftler die Gene aller in einer Probe vorhandenen Organismen.
Bei Auswertung der Proben stellten Lim und sein Team fest, dass bei einigen Frühgeborenen kurz vor Ausbruch der NEC deutliche Veränderungen im Muster der Darmviren zu sehen waren: Die Proben der NEC-Erkrankten wiesen eine geringere Vielfalt in der viralen Zusammensetzung auf. Dieses virale Spektrum schien vor allem in einem Zeitraum von 10 Tagen vor dem Ausbruch der NEC stark abzunehmen.
Lim und sein Team gehen daher davon aus, dass die β-Diversität ein potenzieller Biomarker ist, der vor einer NEC warnen kann. Auch wenn die genauen Mechanismen der nekrotisierenden Enterokolitis unklar sind, hoffen die Forscher damit auf schnellere Diagnosen. Darüber hinaus könnten bestehende Therapien, die auf eine Veränderung des Darmmikrobioms abzielen, wie z. B. die fäkale Transplantationstherapie, durch die Berücksichtigung der viralen Komponente weiter verbessert werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Arizona State University. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Gigin Krishnan, unsplash