Bereits wenige Minuten nach einer Verletzung beginnt im Körper der komplexe Prozess der Wundheilung. Erfahren Sie hier mehr zu den einzelnen Phasen und den ersten positiven Ergebnissen von Augmented Reality in der Wundtherapie!
Bereits wenige Minuten nach einer Verletzung beginnt der komplexe Prozess der Wundheilung.1 Dabei werden die Heilungszeiten von der Art der Wunde mit beeinflusst: Während akute Wunden wie z. B. Verbrennungen und Schnittwunden in ca. 2 bis 4 Wochen abheilen, benötigen chronische Wunden wie z. B. Druckulzera und diabetische Fußulzera durchschnittlich fast 7 Monate zur Heilung.2 Eine Infektion der Wunde oder ein Überschuss an Matrix-Metalloproteinasen kann die Heilungsdauer verzögern.3-6
Der Heilungsprozess läuft von der ersten Blutgerinnung bis zur Narbenbildung in 3 verschiedenen, sich überschneidenden Phasen ab.1 Bei chronischen Wunden ist dieser Verlauf häufig gestört, sodass die Wundheilung über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten sistieren kann.2
Nach der Verletzung setzt zunächst die Blutgerinnung ein, um Blutung und Blutverlust zu stoppen.7 Es kommt zur Bildung von Fibrin und zum Einstrom von Thrombozyten (Blutplättchen) – zusammen bilden sie ein sichtbares Gerinnsel.2,8 Fibrinöse Beläge sind als gelbliche Schicht auf der Wunde zu erkennen.2 Zudem schütten die Thrombozyten Mediatoren der Wundheilung aus, was u. a. die Aktivierung von Zellen des Immunsystems, wie Makrophagen (Fresszellen), zur Folge hat.7 Diese reinigen die Wunde von abgestorbenem, geschädigtem Gewebe.2,9
In der Granulationsphase findet eine intensive Kollagenproduktion statt, d. h. es wird neues Bindegewebe gebildet.2 Einen entscheidenden Schritt stellt das Wachstum neuer Blutgefäße dar, die für den Ersatz der zuvor geschädigten Gefäße und die Wiederherstellung der Durchblutung im Bereich der Wunde verantwortlich sind.7 Die Wunde nimmt, bedingt durch die vielen kleinen Blutgefäße, ein „körniges“ oder „granuliertes“ Aussehen an.2 Sie erscheint in dieser Phase typischerweise rot und glänzend.2
Die Wunde beginnt abzuheilen und sich von den Wundrändern ausgehend mehr und mehr zusammenzuziehen.7 Das Ziel besteht in der vollständigen Abdeckung der Wunde (Epithelisierung): Es bildet sich neue Haut und schließlich Narbengewebe.2,7 Dieses kann anfangs gerötet sein und Schmerzen verursachen, was sich aber mit der Zeit zurückbildet.10 Oft bleibt die Narbe aufgrund eines Melaninmangels heller als die umgebende Haut.2,10
In der Studiengruppe wurde nachts und/oder am Wochenende ein AR-Gerät (AR-Brille und -Headset) eingesetzt, wenn Komplikationen in der Wundversorgung auftraten.11 Stellte die Pflegefachkraft Probleme oder Komplikationen fest, nahm sie über das AR-Gerät mit dem Wundversorgungspersonal Kontakt auf.11 Darüber war eine Anleitung und Unterstützung der Pflegefachkraft, z. B. mittels Referenzfotos, die in ihr Sichtfeld geladen wurden, möglich.11
Es konnte gezeigt werden, dass das Outcome in der Studiengruppe gegenüber der Kontrollgruppe verbessert war.11 So fanden bei den Patienten unter AR-Anwendung weniger chirurgische Revisionen und Wiederaufnahmen aufgrund von Wundinfektionen statt.11 Aufgrund der geringen Größe der Stichprobe sind weitere Untersuchungen erforderlich.11 Dennoch verdeutlichen die Ergebnisse die Relevanz einer interdisziplinären Wundversorgung und Kommunikation sowie einer engmaschigen Überwachung der Wundheilung.
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Referenzen
Bildquelle: iStock.com/brightstars