Wir haben schon mehrfach darüber berichtet, dass Weaning eine Aufgabe ist, die nur von einem interprofessionellen Team bewältigt werden kann. Einige Professionen haben wir bereits in unserem Blog, im Podcast und auf unseren Social-Media-Kanälen vorgestellt. Doch wer ist noch alles auf einer Weaning-Station beschäftigt und welche Aufgaben übernehmen die einzelnen Teammitglieder?
Atmen ist ein hochkomplexer Vorgang. Er läuft beim Gesunden dennoch so beiläufig ab, dass wir uns für gewöhnlich gar nicht über die Koordination der Atemzüge oder über die Kraft, die der Körper aufwenden muss, bewusst sind. Richtig deutlich zeigt es sich erst, wenn Menschen nach einer Beatmungsphase nicht mehr zur eigenen Atmung zurückfinden. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Meist ist es eine Kombination verschiedener Ursachen, die zum dauerhaften Versagen der Atmung führt. Jede einzelne muss behandelt und im Blick behalten werden.
Im Folgenden wollen wir Ihnen die einzelnen Professionen und ihre Aufgaben genauer vorstellen. Da nur der individuelle Patient:innenfall darüber entscheidet, ob auf ein Teammitglied verzichtet werden kann und allein dadurch alle Professionen die gleiche Bedeutung im Weaning-Prozess haben, haben wir uns für eine alphabetische Reihenfolge entschieden:
Das Berufsbild ist in Deutschland noch relativ jung. Doch sind Atmungstherapeut:innen eine Grundvoraussetzung, um eine Zertifizierung zum Weaning-Zentrum beantragen zu können. Der Fokus ihrer Arbeit liegt in der Aktivierung und Stärkung der Atemmuskulatur. Mehr über die Arbeit von Atmungstherapeut:innen erfahren Sie hier.
Je nach Vorgeschichte, Begleiterkrankungen oder aufkommenden Schwierigkeiten bei der Entwöhnung, werden immer auch Spezialist:innen hinzugezogen. Unter den Fachrichtungen sind zum Beispiel die Intensivmedizin, Pneumologie (s.u.), Chirurgie, Onkologie, Palliativmedizin, Neurologie sowie Schmerzmedizin.
Neben dem Atmen müssen die Patient:innen auch Schlucken und Sprechen neu lernen. Daher werden Logopäd:innen hinzugezogen, die die Betroffenen gezielt unterstützen.
Patient:innen im Weaning stellen hohe Ansprüche an die Pflegekräfte, die daher speziell geschult werden müssen. Sie übernehmen nicht nur die allgemeine Pflege, sondern unterstützen u.a. auch das Sekretmanagement. Neben den rein fachlichen Kompetenzen werden die Pflegekräfte auch menschlich stark gefordert, da das Weaning nur auf Basis einer stabilen Vertrauensbasis gelingen kann. Die Pflegekräfte sind in aller Regel die wichtigsten und ersten Ansprechpartner für die Patient:innen.
Physiotherapeut:innen kümmern sich in erster Linie um die Stärkung der Muskulatur. Dabei geht es nicht ausschließlich um die Atemmuskulatur, sondern vor allem darum, die Patient:innen insgesamt zu stärken und zu mobilisieren. Sich aufrichten können und im Idealfall sogar aus dem Bett herauskommen, sind wichtige Stützen im Entwöhnungsprozess.
Jedes Ensemble braucht Koordination und einen Takt, in dem es spielen kann. Genau dafür sind die Pneumolog:innen zuständig. Sie koordinieren die einzelnen Maßnahmen und behalten das große Ganze im Blick. Einen genaueren Einblick in die Arbeit von Pneumolog:innen bekommen Sie in unseren Podcast sowie in diesem Artikel.
Eine Beatmungssituation ist beängstigend und belastend: Viele Patient:innen wurden regelrecht aus dem Alltag gerissen. Sie haben um ihr Leben kämpfen müssen und erwachen desorientiert in einer unbekannten Umgebung, sind bettlägerig, auf fremde Hilfe unbekannter Personen angewiesen und sind nur eingeschränkt kommunikationsfähig. Dazu kommt die Angst, wie es weitergeht, ob und wie sie wieder in ihren Alltag zurückfinden sollen. Die meisten Patient:innen leiden nach langen Intensivaufenthalten daher an Ängsten, depressiven Symptomen und Anpassungsproblemen. Eine psychologische Begleitung ist daher bei vielen Patient:innen und auch bei ihren Angehörigen wichtig.
Leider gelingt die Entwöhnung nicht bei allen Patient:innen. Bei ihnen wird noch geprüft, ob sie auf eine nicht-invasive Beatmung umgestellt werden können oder ob ein Luftröhrenschnitt dauerhaft bestehen bleiben muss. Unabhängig davon werden die Betroffenen dann beatmet entlassen. Der soziale Dienst bietet in diesen Fällen konkrete Hilfestellungen bei der Wahl des weiteren Weges: Je nach klinischem Verlauf kann dies die Überweisung an eine spezialisierte Pflegeeinrichtung oder die Vorbereitungen einer ambulante häuslichen Pflege bedeuten.
Bei den ganz unterschiedlichen Therapiemaßnahmen müssen Abhängigkeiten berücksichtigt werden. Und sie müssen in eine sinnvolle Kombination und Reihenfolge gebracht werden. Zentrales Element auf jeder Weaning-Station ist daher ein individueller und strukturierter Behandlungsplan für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten, der im interprofessionellen Team abgestimmt und dann konsequent verfolgt wird.
Wie die Maßnahmen anschlagen, welche als nächstes anstehen oder welche angepasst werden müssen, wird unter Berücksichtigung des Zustand der einzelnen Patient:innen täglich innerhalb des Teams neu definiert.
Dann hören Sie gerne in unseren Podcast hinein. Die Links zu Spotify und Youtube finden Sie bei den Social-Icons auf dieser Seite. Der Podcast steht Ihnen jedoch auch auf allen anderen gängigen Plattformen zur Verfügung. In unserem Downloadbereich können Sie sich außerdem gerne die Flyer für Patient:innen oder Fachkreise herunterladen. Auf der Startseite finden Sie darüber hinaus ein Erklärvideo, das PRiVENT kurz und knapp erklärt.