Die AOK Baden-Württemberg ist ein wichtiger Konsortialpartner bei der Durchführung von PRiVENT. Daher freuen wir uns sehr, dass Felix Gaiser in Folge 4 der aktuellen Staffel zu Gast in unserem PRiVENT-Podcast ist. Er ist Vertrags- und Verhandlungsmanager im Unternehmensbereich Versorgungsgestaltung der AOK Baden-Württemberg und gibt einen Einblick in die Rolle der AOK sowie die Motive, die sie zur Beteiligung an PRiVENT bewogen hat.
Die AOK Baden-Württemberg ist schon seit der Erstellung des Förderantrags im Projekt dabei. Hauptgrund für die Unterstützung war zum einen der intensive Austausch, den die AOK Baden-Württemberg seit vielen Jahren mit der Thoraxklinik Heidelberg im Bereich der außerklinischen Intensivversorgung pflegt. Im Kern stand und steht dabei schon immer, wie die Versorgung der Patient:innen verbessert werden kann. Daher war für die AOK Baden-Württemberg selbstverständlich, dass sie gemeinsam mit der Thoraxklinik auch einen Schritt weitergeht und im Rahmen einer Studie untersucht, wie ein konkreter Baustein in der Versorgungskette zum Wohl der Patient:innen verbessert werden kann.
Die Hauptaufgaben der AOK Baden-Württemberg bei der Studie liegen zum einen bei der Schaffung der Rechtsgrundlage für die Erprobung und Durchführung der neuen Versorgungsform. Denn schon im Rahmen von PRiVENT werden für die geänderte Versorgung der Patient:innen Selektivverträge benötigt, damit die Krankenkassen alle Leistungen für die in die Studie eingeschlossenen Patient:innen übernehmen können. Zum anderen übernimmt die AOK Baden-Württemberg auch eine Rolle bei den Beratungen zu den Interventionen und deren Implementierung und ist auch an der Erarbeitung des Datenschutzkonzeptes beteiligt gewesen. Zu Beginn der Studie übernahm die AOK eine weitere wesentliche Aufgabe: So war die Bereitstellung der Abrechnungsdaten durch die AOK die Grundlage für die Berechnung des Prognosemodells, das in der PRiVENT-Intervention eingesetzt wird.
Laut Aussage von Herrn Gaiser sind die Fallzahlen im Bereich Beatmungsmedizin über die letzten zehn Jahre deutlich angestiegen. Die Gründe dafür beschäftigen auch die Kassen. Liegt es rein am medizinischen Fortschritt? Oder gibt es auch Gründe innerhalb einer Klinik – machen zum Beispiel Beratungsleistungen und Therapieangebote einen Unterschied? Herr Gaiser ist sicher, dass Menschen mit vorhandenem Weaning-Potenzial in spezialisierte Weaning-Kliniken überwiesen werden sollten, damit sich dort die interprofessionellen Teams um gezielte Therapiemaßnahmen kümmern können. Dabei spricht er insbesondere das Training der Atemmuskulatur sowie die Problematik von Schluckstörungen und ihre pneumologischen Folgen an.
Auch Herr Gaiser kennt das Problem der aktuell noch vorhandenen Fehlanreize im Bereich der Beatmungsmedizin: Während es für beatmete Patient:innen eine hohe Fallpauschale gibt, wird die aufwendige Weaning-Prozedur nicht adäquat vergütet. An genau dieser Stelle versucht der Gesetzgeber nun nachzujustieren und Möglichkeiten zu schaffen, im Rahmen des Vergütungssystems die Beatmungsentwöhnung besser abzubilden und so eine Grundlage für eine kostendeckende Abrechnung zu schaffen.
Aber auch in der außerklinischen Intensivpflege sieht Herr Gaiser Optimierungsbedarf, weil jeder Pflegedienst, der seine Patient:innen soweit fördert, dass sie von der Beatmung entwöhnt werden können, sich letztlich selbst die eigenen Klient:innen nimmt. Dabei betont er jedoch, dass er grundsätzlich davon ausgeht, dass das Personal von Kliniken, Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen sich für das Wohl ihrer Patient:innen einsetzt und nicht die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen. Aber schwarze Schafe gibt es in der Branche, weshalb Herr Gaiser die Bemühungen des Gesetzgebers begrüßt, dass künftig keine Patient:innen in der Intensivpflege gehalten werden können, obwohl sie Weaning-Potenzial haben. Wie groß seine Erwartungen an diese Entwicklung ist, wird im Gespräch mit Frau Litke deutlich: „Wir müssen das Positive sehen: Es wird jetzt alles in andere Bahnen gelenkt und der Versorgungsfall wird neu betrachtet. Man hat jetzt ein Gesetz, das nicht nur die Pflege betrachtet, sondern [den Patient:innen-Fall] ganzheitlich und sektorenübergreifend“, sagt Herr Gaiser zum Abschluss der Podcast-Folge.
Mit PRiVENT möchten wir ebenfalls zur Verbesserung der Beatmungsentwöhnung beitragen: Wenn bereits in den behandelnden Krankenhäusern das Personal das Weaning durchführt bzw. optimal vorbereitet, können mehr Patient:innen ohne Beatmungsunterstützung die Krankenhäuser verlassen.
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