Die Ursache der Schizophrenie zu finden, gestaltet sich als schwierig. Eine aktuelle Studie wagt einen Schritt in Richtung dieses Ziels, indem sie den Ursprung der Krankheit durch genetische Analysen sucht – und findet.
Schizophrenie ist eine schwere psychiatrische Störung, die im späten Jugend- oder frühen Erwachsenenalter beginnt und nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation etwa 1 von 300 Menschen weltweit betrifft.
In einer aktuellen Studie wurden spezifische Gene identifiziert, die bei der psychiatrischen Störung eine wichtige Rolle spielen könnten. Die Wissenschaftler analysierten die DNA von 76.755 Menschen mit Schizophrenie und 243.649 ohne Schizophrenie, um die Gene und die biologischen Prozesse, die der Krankheit zugrunde liegen, besser zu verstehen.
„Frühere Forschungen haben gezeigt, dass es Zusammenhänge zwischen Schizophrenie und vielen DNA-Sequenzveränderungen gibt, aber nur selten war es möglich, die Befunde mit spezifischen Genen zu verknüpfen“, sagte Dr. Ayman Fanous, Vorsitzender der Abteilung für Psychiatrie am University of Arizona College of Medicine Phoenix. „Wir waren in der Lage, viele der Befunde mit bestimmten Genen in Verbindung zu bringen. Ein notwendiger Schritt auf dem nach wie vor schwierigen Weg, die Ursachen dieser Störung zu verstehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden.“
Bei der Studie handelt es sich um das bisher größte genomweite Assoziationsprojekt. Es wurde eine weitaus größere Anzahl genetischer Verbindungen zur Schizophrenie gefunden als je zuvor, und zwar in 287 verschiedenen Regionen des Genoms. Innerhalb dieser Regionen identifizierten sie 120 Gene, die wahrscheinlich zur Erkrankung beitragen.
Obwohl eine große Zahl genetischer Varianten an der Schizophrenie beteiligt sind, zeigte die Studie, dass sie sich auf Gene konzentrieren, die in Neuronen exprimiert werden. Das deutet darauf hin, dass diese Zellen der wichtigste Ort der Pathologie sind. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die abnorme Funktion der Neuronen bei Schizophrenie viele Hirnbereiche betrifft, was die vielfältigen Symptome erklären könnte, zu denen Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Probleme beim klaren Denken gehören können.
Mehr als 7.000 Menschen mit afroamerikanischer oder lateinamerikanischer Abstammung wurden in die Studie einbezogen, was nach Ansicht der Forscher ein kleiner Schritt ist, um sicherzustellen, dass die Fortschritte, die sich aus genetischen Studien ergeben, auch Menschen mit anderen als europäischen Vorfahren zugutekommen.
„Um die Komplexität des Genoms und der Mutationen, die zu psychiatrischen Störungen führen, besser zu verstehen, ist es sehr wichtig, dass wir die Leistungsfähigkeit größerer, ethnisch vielfältigerer Datensätze nutzen“, so Dr. Fanous. „Wir ermutigen Menschen aller Abstammungen, sich an genetischen Studien zu beteiligen und dazu beizutragen, die genetischen Ursachen dieser Krankheiten aufzudecken“.
Daten der Centers for Disease Control and Prevention zeigen, dass bei mehr als 50 % der Amerikaner irgendwann in ihrem Leben eine psychische Erkrankung oder Störung diagnostiziert wird. Schwere psychische Erkrankungen, wie Schizophrenie, betreffen 1 von 25 Amerikanern. Dementsprechend sind die Ergebnisse der Studie von globalem Interesse.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Arizona Health Sciences. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Hal Gatewood, unsplash