Die Influenzawelle ist wieder da. Unter jenen, die es erwischt hat, befindet sich ein besonders schwieriger Patientenschlag: der Sportler. Statt sich zu schonen, beginnt er viel zu früh wieder mit dem Training. Rezidive und Myokarditis sind mögliche Folgen.
Bundesweit steigt die Zahl an labordiagnostisch bestätigten Influenza-Infektionen zur Zeit rapide an. Zu diesem Ergebnis kommen Experten der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut. Bei Patienten ohne Risikofaktoren setzen Ärzte in erster Linie auf Bettruhe. Fühlen sich Erkrankte wieder besser, vernachlässigen jedoch viele den medizinischen Rat im weiteren Genesungsverlauf. Wir sprachen mit Professor Dr. Hans-Georg Predel vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln über die möglichen Folgen.
Professor Dr. Hans-Georg Predel. Bild DSHS Köln Die häufigste Frage, die der kranke Patient im Sprechzimmer stellt: Wann hat man eine echte Grippe überstanden? „Um diese Frage zu klären, sollten Ärzte im Blutbild generell nach Entzündungszeichen wie erhöhten Leukoyten oder Fieber suchen“, sagt Predel. Eine Blutsenkung sei ebenfalls sinnvoll. Dann heißt es warten. Besonders sehr sportlichen Patienten fällt das oft schwer. „Wir sagen, intensiverer Sport, also alles, was über die Belastung im Normalbereich hinausgeht, ist erst nach fünf – besser nach sieben Tagen – wieder ratsam, nachdem alle Symptome und Entzündungszeichen abgeklungen sind.“ Predel ergänzt: „Moderate Bewegung ist schon früher okay, aber Leistungssport sollte erst nach Ende dieses Sicherheitsintervalls wieder durchgeführt werden. Natürlich geht es dann nicht einfach von null auf hundert. Die ersten zwei bis drei Trainingseinheiten sollten deutlich im submaximalen Bereich liegen.“ Idealerweise tasten sich Athleten intervallweise wieder an ihre Belastungsgrenze heran. Für den Freizeit- und Breitensport nennt Predel zwei bis drei Einheiten zu je 45 Minuten.
Halten sich Patienten nicht an ärztliche Empfehlungen, drohen ihnen unterschiedliche Risiken. Predel nennt vorrangig Rezidive des eigentlichen Infekts, weil das Immunsystem noch destabilisiert sei. Sekundärinfekte mit Organbeteiligung könnten außerdem hinzukommen. „Wir Ärzte fürchten vor allem eine Myokarditis, deren Gefahr wir im Kontext einer Influenza auch tatsächlich sehen.“ Herzmuskelentzündungen viralen Ursprungs lassen sich nur symptomatisch behandelt. Bettruhe ist ansonsten auch hier das Mittel der Wahl. Predel berichtet, bei routinemäßigen Athleten-Checks seien zumindest leichte myokarditische Zeichen häufig zu erkennen. „Das ist in der Tat eine gefürchtete Komplikation“, erklärt er. Experten am Robert Koch-Institut warnen außerdem vor dem Risiko einer Organbeteiligungen in Form einer Myositis (Enzündung der Skelettmuskulatur), einer Rhabdomyolyse (dem Zerfall von Muskeln) oder einer Enzephalitis (Entzündung des Gehirns). Wesentlich bekannter sind pulmonale Komplikationen wie etwa primäre Influenzapneumonien durch das Virus selbst oder bakterielle Pneumonien nach Superinfektion mit weiteren Erregern. Außerdem können Influenza-Infektionen zur Exazerbation chronischer Lungenerkrankungen führen. „Eine echte Influenza ist wesentlich gravierender, auch in Hinblick auf myokarditische Beteiligung, verglichen mit grippalen Infekten“, fasst Predel zusammen. „Bei der echten Influenza dauert es länger, bis alle Enzündungszeichen abgeklungen sind.“ Ansonsten seien die Empfehlungen aber weitesgehend vergleichbar.