Durch die COVID-19-Pandemie haben depressive Symptome bei Jugendlichen zugenommen – insbesondere bei Mädchen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Forscher des University College London bestätigen, dass in Großbritannien rund 60.000 Schüler mehr den klinischen Schwellenwert zu depressiven Symptomen überschritten haben als üblich. In der Studie, die in der Fachzeitschrift Royal Society Open Science veröffentlicht wurde, wurden zwei Gruppen von Jugendlichen in zwei verschiedenen 1,5-Jahres-Zeiträumen kurz vor und während der Pandemie verglichen.
„Schon vor der COVID-19-Pandemie gab es weit verbreitete Besorgnis über zunehmende psychische Probleme bei Jugendlichen“, erklärt Co-Autorin der Studie Dr. Praveetha Patalay. „Wir haben festgestellt, dass die Pandemie zu einem geringen zusätzlichen Anstieg der psychischen Probleme unter Jugendlichen in England beigetragen hat. Da die Pandemie noch andauert und viele ihrer negativen Auswirkungen möglicherweise langanhaltend sind, ist es notwendig, jungen Menschen Priorität einzuräumen und ausreichende Mittel für ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden bereitzustellen“, ergänzt die Wissenschaftlerin.
Die Studie verglich 11.450 Schüler der Sekundarstufe in zwei Phasen. Die Schüler der ersten Phase wurden von Ende 2018 bis Anfang 2020 untersucht – ihre Daten wurden als Vergleichsgruppe verwendet. Die Kohorte der zweiten Phase wurde von September-Oktober 2019 bis Februar-April 2021 beobachtet, um einen Einblick in die Auswirkungen der Pandemie zu erhalten. Die Schüler besuchten zu Beginn der Studienzeiträume die Klassen 7, 8 und 9.
In Übereinstimmung mit früheren Berichten über zunehmende psychische Probleme bei jungen Menschen stellten die Forscher fest, dass die Schüler der zweiten Phase zu Beginn des Studienzeitraums etwas mehr depressive Symptome aufwiesen als die Schüler der ersten Phase. In beiden Gruppen nahmen die depressiven Symptome während des Studienzeitraums zu (wie es in der Adoleszenz zu erwarten ist), doch war der Anstieg bei den Jugendlichen in Phase zwei, die der Pandemie ausgesetzt waren, größer.
Die Forscher schätzen, dass es ohne die Pandemie in England 6 % weniger Jugendliche mit starken depressiven Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Konzentrationsschwäche gegeben hätte, als aufgrund der bestehenden Trends zu erwarten gewesen wäre.
Die Pandemie schien sich dabei stärker auf die psychische Gesundheit von Mädchen auszuwirken als auf die von Jungen. Die Autoren untersuchten auch Verhaltensauffälligkeiten und fanden keine allgemeinen Auswirkungen der Pandemie.
„Junge Menschen sind bereits mit langen Wartelisten für den Zugang zu psychosozialer Unterstützung konfrontiert und es ist klar, dass die schwierigen Umstände der Pandemie die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden vieler Menschen weiter verschlechtert und die Ungleichheiten vergrößert haben. Um der psychischen Gesundheit junger Menschen Priorität einzuräumen, reicht es nicht aus, nur darüber zu reden. Wir brauchen einen mit ausreichenden Mitteln ausgestatteten Ansatz im Bereich der öffentlichen Gesundheit, der Kapazitäten innerhalb und zwischen den Sektoren aufbaut“ kommentiert Erstautorin Dr. Rosie Mansfield.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des University College London. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ivan Aleksic, unsplash