Die Ultraschall-Elastographie etabliert sich immer mehr in der Klinik. Auch bei Kindern mit chronischen Lebererkrankungen könnte das Verfahren zur echten Alternative für die Biopsie unter Vollnarkose werden, besonders in der Verlaufskontrolle fortgeschrittener Fibrosen.
Auch Kinder sind von chronischen Leberkrankheiten betroffen. Meist entwickeln sich diese als Folge angeborener Stoffwechselerkrankungen wie Morbus Wilson, Mukoviszidose oder Alpha-1-Antitrypsin-Mangel sowie angeborener Veränderungen der Gallengänge. Auch spät entdeckte, anhaltende Entzündungen kommen als Ursache in Betracht. Allen Erkrankungen ist gemein, dass mit der Zeit das Lebergewebe durch Bindegewebe ersetzt wird. Schreitet die Fibrose trotz Behandlung weiter fort, hilft irgendwann nur noch eine Lebertransplantation. In der Diagnostik dieser Erkrankungen ist neben der Überprüfung der Blutwerte insbesondere die Biopsie das Mittel der Wahl. Dabei wird etwas Lebergewebe durch die Bauchdecke entnommen und mikroskopisch untersucht. Der invasive Eingriff birgt jedoch Unannehmlichkeiten und Risiken: „Bei Kindern ist die Biopsie immer mit einer Vollnarkose verbunden“, sagt Ulrike Teufel, Ärztin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg. „Außerdem besteht die Gefahr von Blutungen oder der Verletzung von Nachbarorganen.“ Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall erfassen zwar äußerliche Veränderungen der Leber, geben aber nur wenig Auskunft über das Ausmaß der Fibrose.
Im Rahmen einer klinischen Studie haben nun Heidelberger Mediziner um Ulrike Teufel und Jens-Peter Schenk gezeigt, dass ein spezielles Diagnosegerät sich gut eignet, um den Verlauf chronischer Lebererkrankungen bei Kindern schonend zu kontrollieren. Das Diagnosegerät namens Fibroscan misst die Leberfestigkeit mithilfe von Druckwellen und Ultraschall und hilft bei Kindern in fortgeschrittenem Krankheitsstadium, notwendige Biopsien zu vermeiden. Bei Erwachsenen mit chronischen Leberschäden kommt das Diagnosegerät bereits routinemäßig zum Einsatz. In ihrer Studie verglichen Teufel und Schenk die Ergebnisse aus 80 Leberbiopsien mit Daten, die das Diagnosegerät lieferte. Bei allen an der Studie teilnehmenden Kindern hatten die Leberblutwerte auf mögliche Gewebeveränderungen hingewiesen: „Bei diesen Kinder mussten wir durch eine Biopsie abklären, was in der Leber passiert“, berichtet Schenk, Chefarzt der Pädiatrische Radiologie in der Kinderklinik am Universitätsklinikum Heidelberg. „Parallel dazu bestimmten wir mit dem Fibroscan die Steifigkeit der Leber.“
Die Untersuchung mit diesem Gerät, so Teufel, sei völlig schmerzfrei, verletze nicht das Gewebe und dauere nur wenige Minuten. Selbst bei den meisten Kleinkindern und Babys gelinge es, durch gezieltes Ablenken die Messung problemlos durchzuführen. Die Ultraschall-Elastographie mit dem Fibroscan kommt ohne Narkose aus: Der behandelnde Arzt legt einfach die Messsonde des Diagnosegeräts auf die Haut über dem erkrankten Organ. Die Sonde sendet zuerst einen niederfrequenten Impuls aus, der sich für den Patienten wie ein leichtes Schnippen mit dem Finger auf der Haut anfühlt und einen geringen Druck auf die Leber ausübt. Anschließend misst die Sonde mithilfe von Ultraschall, wie schnell sich die Druckwelle in der Leber ausbreitet. Je fester und unelastischer das Lebergewebe ist, desto schneller laufen die Wellen hindurch und verformen hierbei das Gewebe. Je höher die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist, desto höher ist der Messwert und desto höher ist auch der Fibrosegrad der Leber. Um zu wissen, welche Messwerte normal sind, hatte das Team um Teufel und Schenk bereits in einer früheren Studie anhand eines Kollektivs von 240 gesunden Kindern im Alter zwischen 0 und 18 Jahren Normwerte für nicht-fibrosiertes Lebergewebe erstellt.
„Dank dieses Verfahrens können wir die Veränderung des Lebergewebes in kürzeren Intervallen als bisher kontrollieren und so den Verlauf der Fibrose besser nachvollziehen“, sagt Schenk. Die Studie der Heidelberger Mediziner zeigt aber auch die Grenzen des Verfahrens: So lassen sich damit niedriggradige Fibrosen kaum differenzieren, erst wenn die Fibrose stärker fortschreitet, führt das zu einem deutlicheren Anstieg der Messwerte. Die Elastographie mit dem Fibroscan eignet sich daher vor allem zur Verlaufskontrolle von fortgeschrittenen Fibrosen: Ärzte können bei solchen Patienten rasch herausfinden, ob der Zustand der Leber stabil bleibt oder sich weiter verschlechtert. „Für eine exakte Erstdiagnose sind Biopsien weiterhin unverzichtbar. Aber wir können mit Hilfe der Elastographie entscheiden, wie dringend die Biopsie ist, und bei unveränderten Werten erst noch abwarten“, sagt Schenk. „Die Anzahl bisher notwendiger Kontrollbiopsien lässt sich dadurch reduzieren.“ Ob eine weitere Studie mit einer größeren Anzahl von Patienten stattfindet, steht noch nicht fest, da es bei Kindern aufgrund der kleinen Fallzahlen viel schwieriger als bei Erwachsenen ist, ein ausreichend großes Kollektiv in überschaubarer Zeit zu rekrutieren.