D-Mannose wird häufig als Mittel gegen Harnwegsinfektionen vermarktet – auch in Kombination mit Probiotika. Ein Review untersucht, wie empfehlenswert das ist.
Harnwegsinfektionen (UTI) gehören mit zu den weltweit häufigsten auftretenden bakteriellen Erkrankungen – insbesondere bei Frauen. Trotz wirksamer Antibiotika, die gezielt gegen UTI eingesetzt werden, ist die Rückfallquote bei betroffenen Patienten nach wie vor hoch. Zudem steht auch ein anderes Problem in der Tür: Eine zunehmende Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen (wir berichteten). Daher sollte die nächste UTI vorbeugend abgewendet werden.
D-Mannose, ein in vielen Früchten wie Cranberries natürlich vorkommendes Monosaccharid, könnte dabei zum Einsatz kommen – es wird bereits als Nahrungsergänzungsmittel zur Verringerung des UTI-Risikos vermarktet. Auch bisherige Forschungsergebnisse deuten auf einen solchen positiven Effekt. Meist sind Uropathogene Escherichia coli (UPEC) für die UTI verantwortlich. D-Mannose soll im Urin ausgeschieden werden und hemmt möglicherweise dort das Pathogen. Forscher untersuchten diesen Prozess und die Wirksamkeit von D-Mannose bei der Verringerung des Risikos von UTI im Rahmen eines Reviews nun etwas genauer.
Sowohl in Tier- als auch in Humanstudien konnte nachgewiesen werden, dass die Nierenschwelle für D-Mannose niedrig ist – überschüssiger Zucker wird dann in den Urin ausgeschieden. Außerdem zeigen sowohl Mannose, als auch Mannoside eine gute Affinität zu E. coli Typ 1 Fimbrien – ein fadenförmiges Protein, das als Zellfortsatz dient und wesentlich zur Anheftung an Oberflächen tierischer Zellen ist.
In mehreren Studien wurde auch das Potenzial einer Supplementierung zur Verbesserung des akuten klinischen und symptomatischen Verlaufs von Harnwegsinfektionen untersucht: Von den 19 erfassten Studien deuten 18 darauf hin, dass D-Mannose allein oder in Kombination mit anderen Produkten bei der Behandlung von Vorteil sein könnte. Demnach könne der Zucker dazu beitragen, dass die klinische bzw. symptomatische Genesungsrate nach einer Infektion verbessert wird oder auch als Prophylaxe geeignet ist. Doch bisher gibt es keine gemeinsamen Leitlinien oder Zulassungen für Dauer, Dosis und Kombination der D-Mannose-Behandlung – was insbesondere für Verbraucher nicht unwichtig ist.
Insbesondere unter Frauen sind Rückfallraten für Harnwegsinfektionen sehr hoch. In diesem Zusammenhang hat sich der Einsatz von probiotischen Lactobacillus als vielversprechend gezeigt, auch in Kombination mit D-Mannose.
Zwar hat sich D-Mannose in Studien als sicher und gut verträglich erwiesen, allerdings lässt die Qualität dieser Untersuchungen zu wünschen übrig: Sie sind meist mit anderen Wirkstoffen vermengt, haben kleine Teilnehmerzahlen, sind Open Label oder unkontrolliert. „Benötigt werden in erster Linie ausreichend aussagekräftige, gut konzipierte, doppelblinde, randomisierte und Placebo-kontrollierte klinische Studien mit ausschließlich D-Mannose als Wirkstoff, wobei zwischen Behandlung und Prophylaxe zu unterscheiden ist“, heißt es im Review.
Was sagt uns das? Supplementierung mit D-Mannose scheint zwar sowohl als zusätzliche Behandlung, sowie als Prophylaxe vorteilhaft zu sein. Doch eine allgemeine Empfehlung zur richtigen Handhabung gibt es bisher nicht.
Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Hert Niks, unsplash