Spielen Ernährungsgewohnheiten und Diäten in Bezug auf Mortalität undRezidivrisiko bei Krebs eine Rolle? Und welche Tipps können Sie Patienten mit auf den Weg geben, die mittels Ernährungsumstellungen ihre Genesung selbst positiv beeinflus-sen wollen?
Bisherige Studien haben hauptsächlich den Zusammenhang zwischen einzelnen Nahrungsbestandteilen und der Krebsprognose bei Tumoren mit gutem therapeutischem Ansprechen (Brust-, Darm- und Prostatakrebs) untersucht.1 So gibt es z. B. bei Brustkrebs eine geringe Evidenz, dass eine Reduktion der Fettzufuhr nach der Diagnosestellung das rezidivfreie Überleben verlängern könnte.2 Eine Anfang diesen Jahres veröffentlichte Metaanalyse untersuchte nun die Zusammenhänge zwischen Ernährungsmustern und der Krebsprognose anhand von insgesamt 35 prospektiven Kohortenstudien und 14 RCTs, die zwischen 2011 und 2021 veröffentlicht wurden:1
Eine bessere Gesamtqualität der Ernährung (d. h. mit einem hohen Ernährungsqualitätsindex) kann das Überleben nach einer Brustkrebsdiagnose verbessern. Für Schlussfolgerungen zur brustkrebsspezifischen Sterblichkeit und zum Wiederauftreten von Brustkrebs sind die Erkenntnisse jedoch begrenzt. Eine Metaanalyse von vier prospektiven Kohortenstudien mit mehr als 9200 Brustkrebsüberlebenden ergab: Frauen mit einem hohen Ernährungsqualitätsindex haben eine um 23 % niedrigere Sterblichkeit gegenüber Frauen mit niedrigem Ernährungsqualitätsindex.1
Bis dato wurde eine Vielzahl von Ernährungsmustern auf ihren prognostischen Wert bei Überlebenden von Darmkrebs untersucht:
Die Gefahr einer erhöhten Tumorrate durch einen hohen Konsum von künstlichen Süßstoffen ist noch immer nicht abschließend geklärt. Eine groß-angelegte Studie zeigte keine Assoziation von Light-Getränken mit der Mortalität aufgrund von Krebserkrankungen – jedoch zeigte sich bei Frauen eine erhöhte Gesamt- und kardiovaskuläre Sterblichkeit.3 Eine im letzten Jahr veröffentlichte Metaanalyse konnte eine positive Assoziation zwischen dem Konsum von zuckergesüßten Getränken und dem Risiko, an Brust- und Prostatakrebs zu erkranken, zeigen – dies galt auch für Fruchtsäfte und Prostatakrebs. Für künstliche Süßstoffe konnte jedoch in den meisten Fällen kein signifikanter Zusammenhang zwischen Konsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten gezeigt werden.4
In den Medien und im Netz kursieren immer wieder Berichte, dass sogenannte „Krebsdiäten“ Krebs verhindern oder gar heilen können. Sprechen Sie ihre Patienten darauf an und klären Sie sie darüber auf, dass die Studienlage zur Bedeutung spezieller Ernährungsweisen für die Krebstherapie zum momentanen Zeitpunkt unzureichend oder auch kontrovers ist und daher noch nicht wissenschaftlich zuverlässig bewertet werden kann. Dies gilt auch für ergänzende Produkte (spezielle Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel).5
Die maßgebenden Krebs-Arbeitsgemeinschaften und Verbände raten von sogenannten „Krebsdiäten“ ab: die Ernährungslage vieler Krebspatienten sei per se kritisch und Diätvorschriften, die die Nahrungsaufnahme bei Patienten mit (drohender) Mangelernährung einschränken, könnten potenziell schädlich sein und sollten daher vermieden werden.5-7
Ein begleitendes Kurzeitfasten könnte laut präklinischer Studienevidenz eine vielversprechende Strategie sein, um die Effektivität und Verträglichkeit einer Chemotherapie zu erhöhen. Darauf weisen zahlreiche und überzeugende präklinische Studien hin. Zudem gibt es Hinweise aus präklinischen Studien, dass Kurzzeitfasten auch die Wirkung von Radiotherapie und von Tyrosinkinase-Inhibitoren erhöhen könnte.8
Derzeit ist es jedoch noch zu früh, um eine definitive Aussage über eine mögliche Wirkung und den Stellenwert des Kurzzeitfastens zu treffen. Aufgrund des hohen Risikos einer Mangelernährung und eines großen Gewichtsverlusts, sollten Ihre Patienten nicht eigenmächtig fasten. Sollten Ihre Patienten am Kurzzeitfasten während der Chemotherapie interessiert sein, ist dies nur unter engmaschiger ärztlicher Aufsicht zu empfehlen, z.B. durch die Teilnahme an einer klinischen Studie.9
Ernährungsberatung: Gefährliche Experimente verhindern
Die Deutsche Krebsgesellschaft bemängelt, dass Krebspatienten beim Thema Ernährung meist nicht ausreichend unterstützt werden, und empfiehlt eine qualifizierte Ernährungsberatung.7 Nachfolgend finden Sie hilfreiche Links für Ihre Patienten:
Ernährungsberatung/-therapie
Quellen