Der If-Kanal-Blocker Ivabradin wird normalerweise bei chronischer Herzinsuffizienz oder stabiler Angina pectoris mit Sinusrhythmus eingesetzt. Er könnte aber auch Patienten mit Vorhofflimmern helfen, wie ein Fallbericht zeigt.
US-Mediziner beschreiben den Fall einer Frau, die wegen akuter dekompensierter Herzinsuffizienz bei Vorhofflimmern mit schneller ventrikulärer Überleitung in der Notaufnahme vorstellig wurde. Die Patientin hatte eine langjährig bekannte, systolische Herzinsuffizienz. Betablocker und Calciumantagonisten wurden schlecht toleriert und angesichts des akuten Geschehens aus Sorge vor einer Verschlechterung der Ventrikelfunktion nicht gegeben. Stattdessen erhielt die Patientin eine Diurese mit hohen Dosen Furosemid. Das besserte ihren Zustand allerdings nicht; die Pulsfrequenz lag weiterhin bei 110 bis 120 bpm.
Die Mediziner entschlossen sich in dieser Situation dazu, die Patientin mit Ivabradin zu behandeln – obwohl die aktuellen Empfehlungen nur für Patienten im Sinusrhythmus gelten. Aufgrund seines Wirkmechanismus hat der Wirkstoff aber theoretisch einen Nutzen bei Patienten mit Vorhofflimmern.
Die Wirkung von Ivabradin beruht auf der selektiven und spezifischen Hemmung der sogenannten funny channels (If-Kanäle) im Sinusknoten, die für die Regulierung der Herzfrequenz zuständig sind. Durch die Blockade sinkt die Herzfrequenz. Dies führt über die Verlängerung der Diastole zu einem erhöhten Sauerstoffangebot sowie einer Reduktion des myokardialen Sauerstoffverbrauchs und zur Steigerung des koronaren Blutflusses.
Und tatsächlich: Unter der Behandlung mit Ivabradin verlangsamte sich schließlich die ventrikuläre Tachykardie. Sechs Tage nach ihrer Erstvorstellung verbesserten sich ihre Symptome und die Frau konnte nach knapp einer Woche Klinikaufenthalt nach Hause entlassen werden.
Wie die Autoren des Fallberichts schreiben, könne Ivabradin bei solchen Patienten mit Vorhofflimmern nützlich sein, die keine frequenzregulierenden Medikamente mit negativen inotropen Wirkungen vertragen. Größere Studien seien allerdings notwendig, um die Rolle von Ivabradin bei Vorhofflimmern weiter zu untersuchen.
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