Forscher und Künstler haben ein Lehrvideo veröffentlicht, das Patientinnen nach einer Totgeburt medizinisch aufklären und in ihrer Trauer begleiten soll. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit Schuldgefühlen.
Ein im Mutterleib verstorbenes Kind, das bei der Geburt über 500 Gramm wiegt, bezeichnet man als Totgeborenes. In Deutschland kommt es in etwa bei 2-3 von 1.000 Geburten zu einer Totgeburt. Forscher der University of Newcastle fanden 2019 im Rahmen einer Studie heraus, dass das Risiko einer Totgeburt gegen Ende der Schwangerschaft ansteigt. Laut Wissenschaftler deute dies daraufhin, dass die Alterung der Plazenta eine Ursache für einen vorzeitigen Tod im Mutterleib sein kann.
Der Alterungsprozess der Plazenta ist komplex und wird nicht durch das Verhalten der Mutter beeinflusst. Dennoch zeigen aktuelle Daten aus den USA, dass 83 % der Mütter, die eine Totgeburt erlitten haben, Schuldgefühle haben. Diese können unter anderem zu Depressionen führen. „Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass die Plazenta ein Organ des Babys ist, nicht der Mutter. Als solches hat die Mutter nur sehr wenig oder gar keine Kontrolle über dieses Organ. Sie kann nicht verhindern, dass die Alterung stattfindet", erklärt Studienautor Prof. Roger Smith.
Prof. Smith hat daher in Zusammenarbeit mit Künstlern und Komponisten ein Aufklärungs-Video veröffentlicht, das als Hilfsmittel für Hebammen und Beratungsstellen dienen soll, die trauernden Familien nach einer Totgeburt begleiten. In dem Lehrvideo mit dem Titel „We are all born of the stars" wird die Funktion der Plazenta erklärt und wie ihre Alterung zum Tod eines ansonsten gesunden Fötus führen kann. Dieses Wissen soll die Schuldgefühle von Müttern nach dem Tod des Fötus verringern, da dies häufig den Leidensdruck verstärkt.
„Bei mehr als 2.100 Schwangerschaften, die jedes Jahr in Australien mit einer Totgeburt enden, ist das Video von entscheidender Bedeutung, um Müttern verständlich zu machen, dass eine Totgeburt nicht ihre Schuld ist", sagt Prof. Smith. Er und sein Team arbeiten nun an der Entwicklung von Bluttests, mit denen sich eine Alterung der Plazenta vorzeitig feststellen lässt sowie an Arzneimitteln, die diesen Prozess verlangsamen können.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Hunter Medical Research Institute. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Mike Labrum, unsplash.