Fisch, viel Gemüse und Olivenöl – die Mittelmeer-Diät ist nicht nur beim Abnehmen beliebt. Experten vermuten auch kardiovaskuläre Vorteile. Aktuelle Daten unterstreichen das einmal mehr.
Diäten haben abgesehen von einem niedrigeren BMI und einer schlanken Figur viele gesundheitliche Vorteile – auch kardiovaskuläre Risiken können vermindert werden. Eine mediterrane Ernährung scheint dabei besonders vorteilhaft zu sein.
Die Mittelmeer-Diät umfasst viele der Nährstoffe und Lebensmittel, die für einen gesunden und ausgewogenen Lifestyle bedeutend sind: Ein gesteigerter Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch und ungesättigte Fettsäuren – insbesondere Olivenöl –, sowie mäßiger Alkoholkonsum und eine geringe Zufuhr von rotem Fleisch, Milchprodukten und gesättigten Fettsäuren. Eine Metaanalyse hat bereits gezeigt, dass die Einhaltung einer mediterranen Ernährung mit einer 10 %-igen Verringerung kardiovaskulärer Ereignisse oder Todesfällen verbunden ist. Allerdings könnten auch weitreichendere kardiale Vorteile mit dieser Ernährungsform assoziiert werden.
Eine aktuelle Meta-Analyse thematisiert den Einfluss einer mediterranen Diät auf eine mögliche endotheliale Dysfunktion. Diese gilt als früher Marker vieler kardiovaskulärer Risiken. Als präventiver Ansatz zur Risikominderung gelten therapeutische Maßnahmen – wie die mediterrane Ernährungsweise. Dazu durchforsteten die Forscher die Medline-Datenbank nach randomisierten kontrollierten Studien und fanden: Insgesamt 2.735 erwachsene Teilnehmer in 15 Studien. Die Zeit des therapeutischen Eingriffs variierte dabei zwischen 1 und 30 Monaten.
Im Rahmen ihrer Auswertung beobachteten die Autoren einen inversen Zusammenhang zwischen endothelialer Funktion und der mediterranen Nahrungszufuhr (SMD: 0,34; 95 % KI: 0,16 – 0,52). Einfacher gesagt: Sinkt die eine Komponente, steigt daraufhin die andere. Insgesamt wurde zudem eine 1,39 %-ige Steigerung des FMD durch die Mittelmeer-Diät erfasst. Sowohl gesunde, als auch Patienten mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko wiesen eine signifikante Verbesserung der endothelialen Funktion auf. Die Studien zeigten auch, dass die Wirkung der Diät auf die Endothelfunktion nicht durch Alter, BMI oder der Studiendauer beeinflusst wurde. Dennoch ermittelten die Forscher einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Studiendauer und den funktionalen Parametern des Endothels.
Wie jede Untersuchung, stand auch diese vor ihren Limitierungen: Eine davon war, dass keine der Studien verblindet wurde – was bei einem Eingriff in die Ernährung auch nur schwer umzusetzen gewesen wäre. Darüber hinaus lag das durchschnittliche Alter der Probanden bei 50 Jahren, was laut Autoren die Wirkungsfülle der Ergebnisse verringert haben könnte. Dennoch scheint die Ernährungsweise aus kardiovaskulärer Sicht vorteilhaft: „Die aktuelle Metaanalyse zeigt, dass die mediterrane Diät positive Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit hat, indem sie die funktionellen und strukturellen Parameter der Endothelfunktion verbessert“, schreiben die Autoren über ihre Ergebnisse.
Ein weiteres Review deutet ebenso auf die kardiovaskulären Vorteile hin: Hierin beschreiben die Autoren den Einfluss verschiedener Diätformen auf Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK). Patienten mit pAVK besitzen häufig ein hohes Risiko für das Auftreten von weiteren arteriosklerotischen Erkrankungen wie etwa Schlaganfällen und Myokardinfarkten.
Die Forscher durchsuchten die Datenbänke MEDLINE, Embase, Emcare und AMED und bezogen 40 nach 1985 veröffentlichten Studien in ihre Auswertung mit ein. Auch dabei stellte sich heraus: Die mediterrane Ernährung kann bei der Prävention von pAVK eine große Rolle spielen. Allerdings ist die Landschaft der Literatur sehr heterogen, die die Beziehung zwischen Ernährung pAVK beschreibt – zumal die meisten Daten auf reinen Beobachtungsstudien beruhen. „Der Umfang an Observationsstudien, sowie mehrerer kleiner, randomisierter Studien liefern keine überzeugenden Beweise, um starke Empfehlungen für die klinische Praxis zu rechtfertigen“, schreiben die Autoren. Zwar biete die mediterrane Ernährung einige Vorteile bei der Vorbeugung von pAVK, aber es seien mehr belastbare Daten notwendig, um das zu bestätigen – insbesondere randomisierte, kontrollierte Studien.
Wichtig ist auch die strikte Einhaltung einer Fastenkur: Eine weitere Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen einer mediterranen Diät und atherosklerotischen Gefäßerkrankungen etwas genauer. Dazu betrachteten die Forscher das Verhältnis zwischen Compliance zur Ernährungsform bei betroffenen Patienten und den inflammatorischen, glykämischen und Lipid-Profilen der Patienten.
Unter den 107 Patienten mit atherosklerotischen Gefäßerkrankungen zeigten sich bei denjenigen, die eine bessere Compliance vorwiesen, auch verbesserte Nüchternglukose- und LDL-Cholsterinwerte. Doch das ist nicht alles: Sowohl C-reaktives Protein, als auch das Thrombozyten-Lymphozyten-Verhältnis waren bei Patienten mit hoher Adhärenz signifikant niedriger als bei Probanden mit schlechter Therapietreue. Im durchschnittlichen Follow-up von 34 Monaten traten tödliche Ereignisse lediglich in der Gruppe mit geringer Compliance auf (58 %). Dabei lag das ereignisfreie Überleben nur bei 37 % hingegen im Vergleich zu 87 % bei moderater und 70 % bei hoher Adhärenz. Ein weiterer Vorteil: Eine geringe Einhaltung der mediterranen Diät war zudem mit einer höheren Inzidenz an schwerwiegenden, unerwünschten, kardiovaskulären Ereignissen verbunden (HR: 12,23; 95 % KI: 4,0 – 37,39).
Insgesamt zeigen die Daten auf, dass die Einhaltung einer mediterranen Diät mit einem verbesserten Stoffwechsel sowie einem reduzierten entzündlichen Zustand verbunden waren. Umgekehrt wurde eine niedrige Adhärenz mit den schlechtesten Prognosen assoziiert. Eine prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie kommt zu ähnlichen Befunden: In einem Follow-up von 7 Jahren verringerte eine langfristige mediterrane Diät – reichhaltig an nativen Olivenöl – im Vergleich zu einer fettarmen Ernährung das Fortschreiten der Atherosklerose bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung. „Diese Ergebnisse untermauern den klinischen Nutzen der mediterranen Ernährung im Kontext der sekundären kardiovaskulären Prävention“, heißt es.
Insgesamt weisen alle Untersuchungen auf kardiale Vorteile hin, allerdings haben auch diese ihre Grenzen. Zum einen handelt es sich häufiger um deskriptive oder observierende Studien. Es fehlt also eher an randomisierten kontrollierten Untersuchungen. Zum anderen weisen die diversen Daten nicht alle die gleiche Art und Weise diätetischer Intervention auf – zumal es keine klare Definition für mediterrane Ernährung gibt. Dadurch ist denkbar, dass die eine oder andere Intervention vorteilhafter sein könnte.
Dennoch: Die Mittelmeer-Diät scheint im Rahmen diverser kardialer Studien hilfreich zu sein. Sie wird nicht nur mit einem verringerten Risiko für kardiale Ereignisse oder Todesfälle assoziiert, sondern zeigt sich auch vorteilhaft bei bereits vorbelasteten Patienten zur Einhaltung besserer Statuswerte. Außerdem deuten die Daten auf eine verbesserte Endothelfunktion und damit auf eine Verzögerung einer fortschreitenden Arteriosklerose. Somit könnte die mediterrane Ernährungsform sowohl als Präventionsmaßnahme, als auch als zusätzliche klinische Intervention individuell in Betracht gezogen werden – bei gesunden, sowie kardial vorbelasteten Personen.
Bildquelle: Milada Vigerova, unsplash