Die medizinische Situation in der Ukraine bleibt desaströs. Massenexodus und russische Bombardements von Krankenhäusern erschweren die Situation vor Ort. Deutsche Ärzte wollen helfen.
Deutsche Ärzte haben sich dennoch zu Hunderten gemeldet, um den Menschen in der Kriegsregion zu helfen. Über das Portal der Bundesärztekammer (wir berichteten) haben sich Mediziner aller Fachbereiche für den Einsatz in Osteuropa gemeldet.
Das Einsatzgebiet der deutschen Ärzte wird dabei in Absprache zwischen Bundesärztekammer und Auswärtigem Amt koordiniert und erfolgt immer unter Berücksichtigung von Bedarf und gewährleistetem Eigenschutz. Bedeutet: Sobald ein Nachbarland der Ukraine medizinische Hilfe anfordert oder die Lage in der Ukraine selbst überschaubarer wird, könnte personelle Hilfe umgehend erfolgen.
„Sobald uns die Regierung Bedarf für Einsätze im Rahmen internationaler humanitärer Missionen meldet, können wir ausreichend Ärzte vermitteln“, erklärt Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Doch um den vom Krieg betroffenen Menschen zu helfen, muss man nicht in die Ukraine reisen. Auch in Deutschland kommen immer mehr Geflüchtete an, die eine akute oder dauerhafte medizinische Versorgung brauchen. Allerdings fehlt die Übersicht, wer welche Hilfe benötigt. Die Misere fängt bereits bei der Einreise an.
Es müsse zentral organisiert sein, wer die Betroffenen ausfliegt und wie sie in Deutschland zur Behandlung verteilt würden, erklärt Reinhardt. Auch müsse man schneller, unbürokratischer und effektiver vorgehen. „Ärzte müssen sich auf die medizinische Behandlung konzentrieren können, nicht auf das Ausfüllen von Formularen“, kritisiert der Ärztepräsident das Verfahren mit Behandlungsscheinen, das noch in 7 von 16 Bundesländern herrscht.
Gemeinsam mit anderen ärztlichen Verbänden fordert der Bundesverband auch in den übrigen Ländern die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte.
Auch und insbesondere den Weg, über den die Geflüchteten nach Deutschland kommen, gilt es zu beachten. So fehlt es bei Kindern und Jugendlichen – je nachdem aus welchem Land sie kommen– an infektiologischer Grundversorgung.
„Ihre medizinische Versorgung war auch schon vor der Flucht mangelhaft und die Gesundheitsbelastung groß. Diese Kinder und Jugendlichen müssen hier in einer speziell geschulten medizinischen Betreuung aufgefangen werden, um ihre besonderen Gesundheitsrisiken und -bedürfnisse erkennen und kompetent versorgen zu können“, heißt es in einer Empfehlung, die der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gemeinsam mit anderen Fachverbänden veröffentlichte.
Im Mittelpunkt der Publikation steht die Forderung nach einer besseren und umfassenden Erkennung altersüblicher Infektionskrankheiten und fehlendem Impfschutz. In Deutschland seltene Infektionskrankheiten, wie Tuberkulose, können und sollen so frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Inwieweit die gesundheitspolitischen Forderungen umgesetzt werden, hängt nun an Bund und Ländern sowie an der Koordination untereinander. Die Hoffnung auf ein atypisches – schnelles – Verhalten der deutschen Bürokratie-Maschinerie bleibt bestehen.
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