Gesetzliche Krankenversicherungen liebäugeln schon lange mit Patientendaten. Nachdem ein Konzern mit Bonusmodellen wirbt, melden sich Verbraucherschützer zu Wort. Ihre Befürchtungen teilen nicht alle Patienten. Bei ihnen sind Bonusmodelle äußerst begehrt.
Egal, ob Schrittzähler, Kalorienmonitor oder Herzfrequenzmesser: Gesundheits-Apps sind beliebter als je zuvor. Darauf setzte auch das Versicherungsunternehmen Generali Deutschland. Im Vitality-Tarif erhalten Kunden mit gesundem Lebensstil einen Bonus. Dazu müssen sie regelmäßig Daten an den Konzern übertragen. Ärzte und Apotheker sind alarmiert. Verbraucherschützer meldeten sich ebenfalls zu Wort.
In diesem Zusammenhang warnt Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentralen-Bundesverbands (vzbv), Patienten vor einem allzu sorgenlosen Umgang mit ihren Daten. Apps sieht er kritisch: Eine solche Rundum-Überwachung „mag vermeintlich attraktiv wie ein Wurm an der Angel daherkommen, wenn ich jung, gesund, fit und fidel bin“. Aber man wisse leider aus anderen Versicherungstarifen, dass dies selten bis zum Ende des Lebens so sei. Patienten teilen die Bedenken nicht. Das hat eine aktuelle Studie ergeben.
Ende 2014 hat das Marktforschungsunternehmen YouGov rund 1.000 Personen repräsentativ zu Gesundheits-Apps befragt. Einige Resultate der „Quantified Health“-Studie: Genau 41 Prozent nutzen mindestens eines dieser kleinen Programme, um Vitaldaten zu erfassen oder um den eigenen Lebensstil zu optimieren. Jeder Dritte würde gegen Bonus eigene Gesundheitsdaten an die Krankenkasse weitergeben. Besonders begehrt sind Beitragsersparnisse oder Gutscheine für privatärztliche Leistungen, fand YouGov heraus. Aber auch Gutscheine für Wellness-/Fitness-Wochenenden oder Punkte für Kundenkarten stehen hoch im Kurs. Etwa 39 Prozent der Interviewten können sich nicht vorstellen, Versicherungen mit eigenen Daten zu versorgen. Trotz entsprechender Boni waren 73 Prozent besorgt, mehr zu zahlen, sollte sich der eigene Gesundheitszustand plötzlich verschlechtern. Auch befürchteten 81 Prozent der Studienteilnehmer, ihre Daten würden für andere Zwecke verwendet als ursprünglich vorgesehen.
Dass besagte Informationen durchaus ihren Wert haben, ist wenig überraschend. Und so sieht Dr. Oliver Gaedeke von YouGov „ein zunehmendes Potenzial im Markt, das auch von Krankenkassen und -versicherern nicht missachtet werden darf“. Heilberufler bleiben skeptisch und fordern vom Gesetzgeber, regulierend einzugreifen.