Ein 27-jähriger Mann stellt sich mit zunehmenden Schmerzen im Nacken und Rückenbereich vor. Sein Tod nach drei Wochen zeigt, dass die Ursache nicht so offensichtlich war wie anfangs gedacht.
Ein 27-jähriger Mann stellt sich in einer Klinik mit seit einem Monat zunehmenden Schmerzen im Nacken und im unteren Rückenbereich vor, die mit einer Belastungsdyspnoe einhergehen. Anamnestisch seien keine Angina pectoris, Synkopen oder Palpitationen bekannt, auch ein Infekt in der letzten Zeit wird verneint. In seiner Familie sind keine kardiovaskulären Erkrankungen bekannt. Der Patient verneint einen Nikotin- oder sonstigen Drogenabusus.
In der körperlichen Untersuchung beschreiben die Ärzte eine Blässe der Bindehaut, Fußödeme sowie abdominelle Aszites. Zusätzlich zeigen sich schmerzhafte und geschwollene Gelenke sowie Deformitäten der Wirbelsäule und Ellenbogen, sodass eine rheumatologische Krankheitsaktivität vorliegen könnte. Die rheumatologisch-serologischen Laboruntersuchungen sind jedoch alle unauffällig. Ein ELISA-Test auf humane Immundefizienzviren ist ebenfalls negativ.
Aufgrund der Dyspnoe wird weiterhin eine ausführliche kardiovaskuläre Abklärung durchgeführt. Diese ergibt einen erhöhten Jugularvenendruck sowie einen kräftigen dritten Herzton am Anfang der Diastole, im Sinne eines protodiastolischen Galopps. Im Ruhe-EKG sind eine Sinustachykardie sowie nicht pathologische Q-Wellen in den inferioren und lateralen Ableitungen sichtbar.
Eine daraufhin durchgeführte Echokardiographie zeigt eine Dilatation des linken Ventrikels sowie des linken Vorhofes.
Insgesamt werden die kardiologischen Befunde als Stadium NYHA III eingeschätzt und die Ärzte vermuten eine dekompensierte chronische Herzinsuffizienz mit dilatativer Kardiomyopathie. Obwohl der Patient keine Anzeichen einer Grippe oder anderer Infektion zeigt, wird zunächst von einer viralen Myokarditis als Ursache für seine Leiden ausgegangen. Doch eine zusätzlich durchgeführte Angiographie deutet auf ein ganz anderes Problem hin.
Die Auswertung der Angiographie zeigt eine 3-Gefäß-KHK, was den Ärzten nun als wahrscheinlichste Ursache für die dilatative Kardiomyopathie erscheint – trotz des jungen Alters des Patienten.
Doch was ist die Ursache für einen chronischem Arterienverschluss in diesem Alter? Zur weiteren Abklärung des Gefäßstatus wird noch eine CT-Angiographie des Gehirns und des Halses durchgeführt, die eine Vaskulitis der Arteria carotis communis sowie der mittleren Hirnarterien zeigt.
In Zusammenschau aller Befunde diagnostizieren die Ärzte schließlich eine juvenile idiopathische Arthritis, die zu einer beschleunigten Atherosklerose und Vaskulopathien geführt hat und so eine ischämische Kardiomyopathie bedingt.
Der Patient wird medikamentös eingestellt und für eine elektive Koronararterien-Bypass-Operation nach Rückgang der Entzündungsparameter eingeplant. Der Patient wird daher zunächst nach Hause entlassen. Leider verstirbt der Patient nach 3 Wochen an einem plötzlichen Herzstillstand. Als Ursache wird eine ventrikuläre Tachykardie vermutet.
Text- und Bildquelle: Tsabedze et al. / Oxford Medical Case Reports
Bildquelle: Julien Tromeur / Unsplash