Nicht nur ein Prostatakarzinom (PCa), auch eine stark wachsende, gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) kann Beschwerden beim Mann verursachen und die Sexualfunktion einschränken - allerdings meist erst, wenn die Wucherung bereits stark gewachsen ist. Dies gilt insbesondere für das PCa, das meist in der äußeren Drüsenzone entsteht – weshalb die Sexualfunktion in der Regel erst beeinträchtigt wird, wenn das Tumorwachstum bereits fortgeschritten ist und auf das umliegende Gewebe drückt. Neben den organischen Ursachen können auch psychische Aspekte sowie die Krebstherapie das Sexualleben beeinträchtigen.1,2
Dem kann Mann vorbeugen – zum Beispiel durch regelmäßige Check-ups beim Urologen. Krankenversicherte Männer ab 45 Jahren können einmal jährlich eine Tastuntersuchung der Prostata und der angrenzenden Lymphknoten in Anspruch nehmen und werden nach Beschwerden gefragt. Fachleute raten mittlerweile von der Tastuntersuchung als Früherkennung für PCa ab, da es keine Belege dafür gibt, dass Männer durch diese Form der Früherkennung seltener an PCa sterben. Stattdessen empfehlen sie ein individuell angepasstes Früherkennungsprogramm, das auf dem prostataspezifischen Antigen (PSA)-Test basiert.3,4 Eine Kostenübernahme dieses Tests durch die Krankenkassen erfolgt bislang nur bei einem bestehenden Krebsverdacht nach digital-rektaler Untersuchung – nicht im Rahmen der allgemeinen Krebsfrüherkennung.4
Selbst dann, wenn ein PCa rechtzeitig erkannt wird, können nach der Diagnose Probleme im Sexualleben auftreten. Studiendaten zeigen, dass mehr als die Hälfte der PCa-Patienten von sexuellen Einschränkungen betroffen sein können: In der französischen Kohortenstudie VICAN wurde die Lebensqualität von 434 PCa-Patienten fünf Jahre nach der Diagnose untersucht. Hierbei zeigte sich: 55,8 % der Patienten berichteten von einer erektilen Dysfunktion (ED) – diese kann die gesundheitsbezogene Lebensqualität stark beeinträchtigen. Vor allem Patienten, die mit einer radikalen Prostatektomie in Kombination mit einer Salvage-Strahlentherapie behandelt wurden, berichteten signifikant häufiger von einer ED.5
Bei einer komplexen Erkrankung wie dem Prostatakarzinom können Probleme beim Sex auf verschiedenen Ebenen entstehen. Ein unbemerktes und unbehandeltes PCa kann das Sexualleben stark einschränken oder ganz zum Erliegen bringen. Doch nicht nur der Tumor selbst, sondern auch eine Operation, Bestrahlung oder der Hormonentzug durch eine medikamentöse Therapie können mit körperlichen Einschränkungen oder Libidoverlust einhergehen. Darüber hinaus können sich Sorgen und Angst vor dem weiteren Verlauf der Erkrankung negativ auswirken. Hinzu kommt, dass bei vielen Betroffenen die Sexualfunktion auch altersbedingt beeinträchtigt sein kann.1
Zunächst gilt: Mann sollte Scham, Scheu oder Scheuklappen schleunigst abstreifen, sobald er einen verminderten Samenerguss oder Blut im Ejakulat bemerkt, und einen Spezialisten aufsuchen. Auch falls das Liebesleben keine Priorität (mehr) haben sollte – es geht um die allgemeine Gesundheit und die Verlängerung der Lebenszeit, denn mit einem bösartigen PCa ist nicht zu spaßen. Es gibt heute zahlreiche Therapiemöglichkeiten, die selbst bei fortgeschrittener Erkrankung noch eine verlängerte Lebenszeit bei guter Lebensqualität ermöglichen können.3
Sollte es aber nach der Diagnose und unter Therapie zu Problemen im Sexualleben kommen, können neben dem Arzt-Patienten-Gespräch Websites und Broschüren hilfreich sein. Auf meine-prostata.de können sich Patienten zu relevanten Themen rund um Prostatakrebs informieren. Hier gelangen sie zum Kapitel über die Ursachen für mögliche Erektionsprobleme – mit Hinweisen zu Behandlungsmöglichkeiten.
Auch der Krebsinformationsdienst hat eine Patientenbroschüre zum Thema „Männliche Sexualität und Krebs“ herausgebracht. Darin wird das Thema umfassend behandelt. Der Fokus liegt darin nicht nur auf Prostatakrebs, sondern umfasst das Sexualleben nach einer Krebsdiagnose unabhängig von der Indikation. Die Broschüre können Sie hier herunterladen.
Eine einfach umsetzbare Möglichkeit zur Selbsthilfe bei ED könnte Sport sein: In einer australischen Übersichtsarbeit wurde analysiert, ob physische Aktivität sich positiv auf die Sexualfunktion bei PCa-Patienten auswirken kann. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Patienten, die sich körperlich betätigten, neben positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System eine signifikante Verbesserung der erektilen Funktion erreichen konnten. Ein strukturiertes Sportprogramm sei somit grundsätzlich empfehlenswert – wenngleich standardisierte und evidenzbasierte Empfehlungen hierzu bislang fehlen.6
Referenzen:
MAT-DE-NON-2025-00315 | Oktober 2025