Patienten mit Diabetes, die gleichzeitig an einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung leiden, haben ein erhöhtes Risiko für schwere Hypoglykämie. Das zeigt eine großangelegte Studie.
Mit hohem Alter, Niereninsuffizienz und Insulintherapie steigt auch das Risiko für Hypoglykämie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Dabei haben Patienten mit Fettleibigkeit ein geringeres Risiko als Patienten mit einem BMI von unter 25.
Auch die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist eine inzwischen gängige Erkrankung; sie gehört zu den weltweit häufigsten metabolischen Lebererkrankungen. Die Prävalenz wird von Experten auf etwa 25 % geschätzt und wird mit zunehmender Häufigkeit von Fettleibigkeit und auch aufgrund der alternden Bevölkerung weiter steigen. Aufgrund der Assoziation mit Adipositas und Insulinresistenz wird die Gesamtprävalenz von NAFLD bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mit 55,5 % angegeben.
Doch der Zusammenhang der Entwicklung einer schweren Hypoglykämie bei Diabetes-Patienten mit NAFLD ist unklar.
Eine südkoreanische Kohorten-Studie untersuchte nun fast 2 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes unter der Fragestellung, ob NAFLD bei Personen mit Diabetes mit einer schweren Hypoglykämie verbunden ist. Dazu untersuchten sie Aufzeichnungen über Krankenhauseinweisungen und Besuche in der Notaufnahme mit der Primärdiagnose Hypoglykämie. Die Daten umfassen Personen ab 20 Jahren, bei denen zwischen 2009 und 2012 Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde; gleichzeitig wurden Patienten mit Leberzirrhose, erhöhtem Alkoholkonsum oder einer anderen Lebererkrankung ausgeschlossen. Die Teilnehmer durchliefen ein Follow-up bis 2015.
In dem medianen Nachbeobachtungszeitraum von 5,2 Jahren erlitten 45.135 Probanden (2,3 %) mindestens ein Ereignis einer schweren Hypoglykämie. Allerdings waren die Teilnehmer mit schwerer Hypoglykämie in der Regel älter (67,9 Jahre vs. 57,2 Jahre) und hatten einen niedrigeren Body-Mass-Index (24,2 vs. 25,1). Dagegen hatten Patienten mit NAFLD tendenziell eher weniger schwere Hypoglykämien – unabhängig vom Adipositasstatus.
Darüber hinaus konnten die Forscher einen J-förmigen Zusammenhang zwischen dem Fettleber-Index (FLI) und einer schweren Hypglykämie ermitteln. Die Wissenschaftler verwendeten hierbei den FLI als Surrogatmarker für NAFLD. Dabei war das geschätzte Hypoglykämierisiko bei Teilnehmern mit NALFD höher (aHR: 1,26; 95 % KI: 1,22–1,3). Die Forscher konnten auch eine deutlichere Assozitation bei weiblichen Teilnehmern (aHR: 1,29; 95 % KI: 1,23–1,36) sowie Probanden mit Untergewicht (aHR: 1,71; 95 % KI: 1,02–2,88) feststellen.
Wie jede Studie hat auch diese ihre Limitierungen, auf die die Autoren aufmerksam machen. Einerseits verwenden sie den FLI als Ersatz für NAFLD, außerdem können die Versicherungsdaten Codierungsfehler enthalten, sodass Komorbiditäten nicht korrekt erfasst wurden. Auch asymptomatische oder schwere hypoglykämische Ereignisse, die sich außerhalb der Notaufnahme oder des Krankenhauses ereigneten, wurden eventuell gar nicht erfasst.
Insgesamt ging NAFLD bei Diabetes-Patienten mit einem um 26 % erhöhten Risiko für Hypoglykämien einher – unabhängig vom Status der Fettleibigkeit. „Dieses Ergebnis liefert Ärzten zusätzliche Informationen darüber, bei welchen Patienten ein hohes Hypoglykämierisiko besteht, um hoffentlich die Inzidenz zu reduzieren und letztendlich die Patientensicherheit durch eine individualisierte Therapie zu verbessern“, schreiben die Autoren. Ob die Daten auch so auf die europäische Bevölkerung übertragbar wären, müssten weitere großangelegte Studien prüfen.
Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Pawel Czerwinski, unsplash