Teil der Apothekerausbildung ist das Assistenzjahr – eine Gelegenheit, die graue Theorie des Studiums in die Praxis umzusetzen. Was dabei nicht zu kurz kommen darf, lest ihr hier.
Die erste Woche mit der neuen Apothekerin im Assistenzjahr ist vorbei – und ich bin sehr zufrieden. Gut gewählt oder Glück – wir haben wieder jemanden, der sehr engagiert und aufmerksam ist, bekommen. Was macht sie bei uns? Die Assistenzzeit ist Bestandteil des Masterstudiums und bietet die Gelegenheit, die praktische Arbeit in der Offizin- und Spitalapotheke kennenzulernen.
Montagmorgen Arbeitsbeginn: Schurz, Namensschild und Spind sind vorbereitet. Nachdem ich sie den Mitarbeitern vorgestellt habe, zeige ich, was wo ist; Wareneingang, Büro, Verkaufsraum – davon wird sie vorerst nicht allzu viel sehen, da die erste Zeit mehr hinten gearbeitet wird. Es dauert noch etwas, bevor ich sie auf die Kunden und Patienten loslassen kann. Wie lange, kommt auf sie an. Die Mutigeren lasse ich unter Aufsicht bald mal nach vorne, andere brauchen mehr Sicherheit und Hintergrundwissen.
Dann folgt auch schon das erste längere Gespräch – oder vielleicht besser: Mein erster Monolog.
Die Kurzfassung ist: Apotheker unterstehen dem Berufsgeheimnis. Patientendaten sind besonders schützenswert. Darunter fällt so ziemlich alles, was wir in der Apotheke erfahren. Eigentlich sogar, dass jemand überhaupt bei uns Kunde ist. Wenn sie für die Uni Kopien oder derartiges machen muss, müssen die Patientendaten entfernt werden. Wir sammeln und vernichten/entsorgen Dokumente mit Patientendaten darauf separat. Wir sind immer vorsichtig bei Anfragen nach Auskünften.
Das ist etwas, was schon beim Bewerbungsgespräch angesprochen wurde, aber weil es so wichtig ist, wiederhole ich das hier jeweils noch einmal. Wir als Ausbildungsapotheke sind dazu da, der Assistentin jegliche Möglichkeiten zu bieten, die ihr dabei helfen, zu lernen, was es heißt, eine Apothekerin zu sein. Wir bieten Infrastruktur (Apotheke, Labor, Geräte, Bücher, Programme …), das Wissen langjähriger Mitarbeiter (teils mit Ausbilderweiterbildung), die Zeit bei uns und die Selbstlerntage (zum Teil zu Hause). Aber lernen muss die Assistentin selber.
Ich bringe ihr gerne bei, was ich weiß und wie es in der Apotheke läuft: All die praktischen Dinge über Medikamente, Beratung, Anwendung von Gesetzen und Vorschriften, die Anwendung der verschiedenen Programme, Herstellung von Rezepturen im Labor. Ich werde Vorschläge machen, wenn von ihr nicht selber etwas kommt (welche Themen als nächstes angeschaut werden, was für Aufgaben sie übernehmen kann, um zu profitieren), aber ich finde es grundsätzlich besser, wenn von der Assistentin selber die Themenvorschläge kommen. Sie weiß besser, was gerade an der Uni Thema ist, das hilft beim Verknüpfen der Informationen von verschiedenen Seiten.
Am Schluss der Assistenzzeit sollen dann möglichst viele, wenn nicht alle der Themen durchgegangen worden sein. Ich mache auch keine Vorträge über Wirkungsmechanismen, nur über Beratung und Triage – halt das, was ich in der Apotheke brauche. Ich warne die Assistentin auch, dass es sein kann, dass wir viel zu tun haben und sie dann wirklich aktiv kommen muss, wenn ich oder jemand anders etwas erklären soll – und nicht warten, bis wir auf sie zukommen. Ich weiß, es ist viel und es ist auch nicht die Idee, dass man das sofort alles kann oder sofort alles macht, aber: Am Schluss sollte möglichst viel davon bekannt und gemacht sein.
Pharmasuisse (der schweizerische Apothekerverband) stellt auf ihren Seiten einige Hilfsmittel zur Verfügung. Sie können hier angeschaut werden. Dazu gehört:
Ich bin hocherfreut, als ich feststelle, dass die Studenten dieses Jahr die 300er Medikamente schon lernen mussten. Das ist eine Liste von Medikamenten, die häufig gebraucht werden: Inhaltstoffe, Indikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen inklusive. Das ist ziemlich beeindruckend und hilft doch sehr, auch wenn natürlich jetzt noch bei weitem nicht alles sitzt und die Informationen rein theoretischer Natur sind. Aber für die Praxis sind wir ja jetzt da.
So eine Apothekerin im Assistenzjahr hat eine etwas kuriose Stellung in der Apotheke. Sie kommt mit ziemlich viel theoretischem Wissen, auf dem man aufbauen kann, so dass sie eigentlich rasch aufsteigt. Sie beginnt wie ein Lehrling, geht über Pharmaassistentin zu Apothekerin unter Aufsicht – und das Ziel ist, dass sie am Schluss selbständig als Apothekerin in der Apotheke steht, und genug weiß, wie sie verantwortungsvolle Entscheidungen treffen kann. Bis jetzt haben wir das noch mit jeder geschafft und es ist immer eine Freude, dieser Entwicklung zuzusehen.
Meine stürzt sich auf die Arbeit … vielleicht ist sie auch nur einfach froh, mal wieder raus und unter Leute zu kommen. Die Corona-Zeit und Home-Schooling hängen auch bei den Studenten langsam an. Ich übergebe sie dem Lehrling, der ihr zeigt, wie der Wareneingang funktioniert, wie und wo man die Sachen dann versorgt. Auch hier sehe ich wieder ihr Engagement: Sie nimmt einzelne Medikamente in die Hand und schaut, was drin ist – und geht teils nachschlagen im Computer und ihren Büchern (WOW!).
Bildquelle: Christof W., Unsplash