Insulinspritzen sind für viele Diabetiker täglich Brot. Ein Insulinpflaster könnte das bald ändern. Erste Studienergebnisse machen Hoffnung.
Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels erfordert für Diabetiker rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Eine gesündere Ernährung und mehr körperliche Aktivität können helfen – aber viele Betroffene müssen sich trotzdem regelmäßig Insulin spritzen. Nun könnte eine nicht-invasive Insulintherapie salonfähig werden. Forscher berichten nun über den Prototypen eines mit Insulin beladenen Pflasters, das bequem auf die Innenseite der Wange geklebt werden kann.
Nach Angaben der American Diabetes Association sind etwa 6 Millionen Amerikaner auf Insulin angewiesen. Die Menschen nehmen das Insulin vor allem durch Selbstinjektion mit Pens oder Spritzen ein – oder sie lassen sich semipermanente Pumpen implantieren. Diese Methoden sind invasiv, unangenehm und erfordern eine sichere Entsorgung der Nadeln sowie sterile Bedingungen. Es gab bereits Bemühungen, eine nicht-invasive Möglichkeit zu finden – beispielsweise gelartige Lotionen. Aber die Haut ist eine zu gute Barriere für Polypeptide, sodass die Medikamente zu langsam in den Körper gelangen. Im Gegensatz dazu ist die Membran der Innenseite des Mundes sehr dünn. Hier können die Medikamente leicht in den Blutkreislauf gelangen. Das Team um Sabine Szunerits wollte daher herausfinden, ob eine wärmeaktivierte Polymerfasermatte, die Medikamente freisetzt, an der Wangenschleimhaut haften und Insulin abgeben könnte.
Die Forscher tränkten zunächst kleine Quadrate einer Nanofasermatte, die aus elektrogesponnenen Fasern aus Polyacrylsäure, β-Cyclodextrin und reduziertem Graphenoxid besteht, drei Stunden lang in einer Lösung mit Insulin. In einem Versuch wurden die insulinbeladenen Pflaster auf die Wangenschleimhaut und Hornhaut von Schweinen aufgetragen. Durch Erhitzen des Materials löst sich dann das Insulin. Dabei konnten sowohl die Wangenschleimhaut als auch die Hornhaut das Insulin um ein Vielfaches schneller aufnehmen, als die Haut.
Darüber hinaus testeten die Forscher die Pflaster in vivo an drei insulinabhängigen Schweinen. Die Wangenschleimhäute wurden durch die Erhitzung weder gereizt noch optisch verändert. Sobald das Material aktiviert wurde, sank der Blutzuckerspiegel der Schweine. Gleichzeitig stieg der Plasmainsulinspiegel der Tiere an, was nach Ansicht der Forscher beweist, dass das Insulin effizient in den Blutkreislauf aufgenommen werden kann. Schließlich klebten sich sechs Freiwillige eine Placebo-Version des Pflasters auf die Wangen und gaben an, dass es sich über einen Zeitraum von zwei Stunden angenehm anfühlte. Als nächsten Schritt wollen die Forscher weitere präklinische Studien mit dem Prototyp an Tiermodellen durchführen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der American Chemical Society. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Towfiqu barbhuiya, unsplash