Bei der Bluterkrankheit ist aufgrund eines invertierten Genabschnitts die Blutgerinnung beeinträchtigt. Forschern gelang nun die Entwicklung eines Enzyms, das die Mutation beheben könnte.
Betroffene der schweren Form der Bluterkrankheit Hämophilie A sind aufgrund einer genetischen Mutation nicht in der Lage, den Gerinnungsfaktor VIII zu bilden. Die Patienten leiden dementsprechend häufig an spontanen Blutungen, welche zu chronisch schmerzhaften und degenerativen Gelenkerkrankungen, Hämatomen und auch potentiell lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen können. Derzeit werden die Patienten mit einer Protein-Ersatztherapie mit rekombinant hergestelltem Faktor VIII behandelt, welches typischerweise mehrmals wöchentlich intravenös verabreicht werden muss. Die Patienten profitieren zwar von dieser Behandlung, allerdings können so bisher nur die Symptome der Erkrankung gelindert und keine Heilung erzielt werden.
Dies könnte sich durch die Entwicklung der Designer-Rekombinase RecF8 durch das RecTech Team um Prof. Frank Buchholz in Zukunft ändern. RecF8 basiert auf der Designer-Rekombinase-Plattform-Technologie, die von der Arbeitsgruppe entwickelt wurde. Designer-Rekombinasen stellen ein vielseitiges und flexibles Genomeditierungswerkzeug dar, welches präzise und effiziente Genomveränderungen erlaubt.
Die nun präsentierte RecF8 Designer-Rekombinase kann erstmals präzise das fehlerhafte Faktor-VIII-Gen korrigieren. Etwa 50% der schweren Hämophilie-A-Fälle sind auf eine Gen-Inversion zurückzuführen – das heißt, ein Genabschnitt ist praktisch falsch herumgedreht. RecF8 ist in der Lage, gezielt Sequenzen in dieser Inversion aufzuspüren und den invertierten DNA-Abschnitt wieder in die richtige Richtung zu drehen.
Das Team konnte zeigen, dass die für die Hämophilie A verantwortliche Gen-Inversion nach Behandlung mit RecF8 in Patientenzellen rückgängig gemacht werden konnten. Diese erfolgreichen Ergebnisse demonstrieren das hohe therapeutische Potential von Designer-Rekombinasen, da sie nun auch zur Korrektur von krankheitsauslösenden Gen-Inversionen herangezogen werden könnten.
„Natürlich muss die Sicherheit von RecF8 in einem nächsten Schritt im Tiermodell bestätigt werden. Sollte sich die Spezifizität als auch Effizienz jedoch auch im Tiermodell zeigen, könnte einer klinischen Studie mit Patienten nichts mehr im Wege stehen. Die bisherigen Resultate sind vielversprechend und zeigen das hohe Potential der Technologie für eine künftige klinische Anwendung“, erläutert Buchholz.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Technischen Universität Dresden. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Luke Pennystan, unsplash.