Erstmals haben Verhaltensmedizinerinnen die Behandlung von Essanfällen mit EEG-Neurofeedback in einer Studie begleitet. Das Ergebnis: Essanfälle konnten um rund 60 Prozent reduziert werden.
Menschen mit Binge-Eating-Störungen weisen eine veränderte elektrische Aktivität des Gehirns auf. Das haben die Wissenschaftlerinnen um Dr. Anja Hilbert vom Forschungsbereich Verhaltensmedizin der Universität Leipzig, im Rahmen einer Studie mit 39 Erwachsenen herausgefunden. Das Messinstrument zur Erkenntnisgewinnung: Das Elektroenzephalogramm (EEG).
Als Konsequenz auf diese Erkenntnis behandelten die Forscherinnen die Probanden mit Hilfe des EEG-Neurofeedbacks. Was das genau ist, erklärt Marie Blume, Doktorandin an der Medizinischen Fakultät und Autorin der Studie: „EEG-Neurofeedback ist eine neurokognitive Intervention, bei der die EEG-Aktivität in Echtzeit analysiert und auf einem Computerbildschirm, zum Beispiel durch einen sich bewegenden Ball, visualisiert wird. Dadurch wird die sonst nicht spürbare Gehirnaktivität erlebbar und Patient:innen können lernen, sie gezielt zu verändern.“
Die Ergebnisse der erfolgten Behandlung waren vielversprechend. Sowohl das nahrungsspezifische als auch das allgemeine EEG-Neurofeedback reduzierten die Essanfälle um rund 60 Prozent und verbesserten Sorgen um Figur, Gewicht oder das Essen sowie Heißhungergefühle stabil über die dreimonatige Nachuntersuchungszeit hinweg.
„Bemerkenswert ist, dass beide EEG-Neurofeedbacktrainings die EEG-Aktivität nach der Behandlung veränderten, was auf spezifische Behandlungswirkungen hinweist, die über einen bloßen Placebo-Effekt hinausgehen“, sagt Prof. Anja Hilbert, Leiterin der Studie. Die Ergebnisse sind kürzlich in der Fachzeitschrift Neurotherapeutics veröffentlicht worden.
Für die Studie selbst wurden 39 Erwachsene ausgewählt. Alle Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einem nahrungsspezifischen oder einem allgemeinen EEG-Neurofeedback zugeteilt. In beiden Fällen erfolgte zunächst eine Wartezeit von sechs Wochen, gefolgt von sechs Wochen EEG-Neurofeedbacktraining mit zehn Sitzungen à 30 Minuten und einer dreimonatigen Nachuntersuchungszeit.
Obwohl die Methode von allen Patienten sehr gut angenommen wurde und es keine unerwünschten Nebenwirkungen gab, ist laut den Medizinerinnen nun Weiterforschen angesagt. So seien Studien an größeren Stichproben notwendig, um die Wirksamkeit dieser Behandlung weiter abzusichern und Wirkmechanismen zu identifizieren.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Leipzig. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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