In vielen nationalen Studien sind HIV-Tests auf Menschen beschränkt, die jünger als 50 oder 55 Jahre alt sind. Künftig sollten Datenerhebungen zu HIV in Entwicklungsländern ältere Menschen einbeziehen, da auch dort HIV-Infizierte dank ART immer älter werden.
„Eine Ausweitung der Tests auf ältere Menschen liefert wichtige Informationen für das zukünftige Design von HIV-Prävention und -Behandlung“, sagt Juniorprofessor Dr. Sebastian Vollmer von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen. Er und seine Kollegen verweisen dabei vor allem auf die Veränderung der Altersstruktur der Epidemie. Durch die Ausweitung der Antiretroviralen Therapie (ART) – einer bestimmten medikamentösen Behandlung von HIV-Patienten – erreichen immer mehr infizierte Menschen auch in Entwicklungsländern ein höheres Alter. Insbesondere für die Beobachtung gesundheitlicher und sozio-ökonomischer Langzeiteffekte von ART seien Informationen über die Anzahl und Charakteristika von älteren HIV-Patienten relevant, so die Wissenschaftler.
Darüber hinaus weisen sie darauf hin, dass auch ältere Menschen noch sexuell aktiv sind und sich mit dem Virus infizieren können. Daher ist eine gute Datengrundlage wichtig, um altersspezifische Risikofaktoren einer Ansteckung zu ermitteln. „Schließlich könnte die Ausweitung der HIV-Tests auch das Stigma HIV-Infizierter verringern. In vielen Kulturen haben ältere Menschen eine Vorbildfunktion und könnten durch ihre Teilnahme die generelle Akzeptanz der Tests erhöhen“, so Prof. Vollmer. Originalveröffentlichung: HIV surveys in older adults: better data, better health. Sebastian Vollmer et al.; The Lancet HIV, Volume 2, Issue 2, e40 - e41, doi: 10.1016/S2352-3018(15)00004-1; 2015