Urlaubsreisen trotz Herzinsuffizienz: Können Patienten gefahrlos Ski-Urlaub machen oder ferne Länder besuchen? Was ihr für die Beratung in der Praxis wissen müsst.
Deutschland hat inzwischen alle Länder von der Liste der Corona-Hochrisikogebiete gestrichen. Damit wird Reisen jetzt deutlich einfacher. Hausärzte sollten vorbereitet sein, denn insbesondere Patienten mit Vorerkrankungen müssen vor Antritt ihrer Reise richtig beraten werden.
Auf dem 23. Forum des CRM Centrum für Reisemedizin gab Dr. Ilse Janicke, Leitende Oberärztin am Herzzentrum Duisburg des Evangelischen Klinikums Niederrhein wertvolle Tipps für die Beratung in der Hausarztpraxis. Ihr Thema: Reisen mit Herzschwäche.
„Generell sollte die Reisetauglichkeit von Herzinsuffizienz-Patienten im Vorfeld unbedingt abgeklärt werden, etwa mithilfe eines Belastungs-EKG“, erklärt Dr. Janicke. Etwa vier bis sechs Wochen vor Antritt der Reise sei ein kardiologischer Check-up ideal. Insbesondere vor Flugreisen sind Patienten unsicher, ob sie gefahrlos ins Flugzeug steigen können. Diese Sorge ist nicht unberechtigt, denn der geringe Sauerstoffgehalt und der niedrige Luftdruck in der Flugzeugkabine belasten das Herz-Kreislaufsystem. So entspricht der Sauerstoffgehalt auf einer Reiseflughöhe von 10.000 m ungefähr einer Höhe von 2.000 m auf der Erde – das Herz muss für eine ausreichende Sauerstoffverteilung demnach stärker arbeiten. Für ein geschwächtes Herz kann das ein Problem sein.
Doch Patienten, die gut eingestellt sind, kommen in der Regel gut auf Flugreisen zurecht und benötigen keine zusätzliche Sauerstoffgabe. „Kann der Patient ohne Symptome 50 bis 100 Meter gehen oder Treppensteigen, dann ist auch eine Flugreise unproblematisch,“ so Dr. Janicke. In der Stadien-Einteilung der Herzinsuffizienz entspricht das der NYHA-Klasse 2, also Beschwerdefreiheit in Ruhe und bei leichter Anstrengung, sowie Auftreten von Symptomen bei stärkerer Belastung.
Plant der stabile Herzinsuffizienz-Patient einen Aktiv-Urlaub in den Bergen, sieht die Sache aber anders aus. Hier sollte der Arzt zu einer Akklimatisierung von drei bis vier Tagen raten, meint die Kardiologin. Denn „in den ersten 24 Stunden nach Ankunft kommt es am häufigsten zu kardialen Zwischenfällen.“ Sind deswegen Kurztrips in die Berge für solche Patienten tabu? „Das kommt ganz auf die Aktivität an“, meint Janicke. „Wenn der Patient ein gemütliches Wochenende in der Ski-Hütte verbringen möchte, dann ist das okay. Aber von sechsstündigen Skiabfahrten an einem einzigen Wochenende würde ich eher abraten.“
Zur guten reisemedizinischen Beratung gehört auch, den Patienten über seine Medikamente aufzuklären. Dr. Janicke: „Der Patient muss wissen, was seine Medikamente tun.“ Als Beispiel nennt sie die Einnahme von Entwässerungsmitteln wie Angiotensin-Rezeptorblockern bei einer Reise in wärmere Länder. Wenn der Patient solche Mittel einnimmt und gleichzeitig übermäßig ins Schwitzen gerät, droht die Dehydratation. Hier müssen Patienten besonders auf ihren Wasserhaushalt achten. Gleiches gilt für Durchfallerkrankungen, die in exotischen Urlaubsländern keine Seltenheit sind.
Am besten vorbereitet seien Patienten, wenn sie wichtige Dokumente mit sich führen, sagt Janicke. Dazu zähle etwa der letzte Arztbrief und die Liste der eingenommenen Medikamente inkl. Substanznamen, denn die Medikamente heißen im Ausland oft anders. Auch sei es eine gute Idee, die doppelte Menge an benötigten Medikamenten einzupacken und bei Flugreisen auf das Handgepäck zu verteilen – falls der Koffer verloren geht. Patienten mit medizinischem Implantat, etwa einem Schrittmacher, sollten zudem an den entsprechenden Pass denken.
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