Feinstaub hat den Ruf, gesundheitsschädigend zu sein. Doch wie weit bewegen sich die Partikel in unserem Körper? Können die Teilchen unsere geistigen Fähigkeit beeinträchtigen? Ein Forschungsteam ist dem nachgegangen.
Staub ist ein natürlicher Bestandteil der Luft. Bekanntermaßen können feine Staubpartikel über die Lunge in den Blutkreislauf gelangen und sich schädlich auf die Gesundheit auswirken. Ein internationales Forschungsteam wollte nun wissen, wie weit Staubteilchen in das zentrale Nervensystem vordringen und ob sie sogar die geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen können.
Dafür werteten die Wissenschaftler Parameter wie Lungenfunktion und die kognitive Leistungsfähigkeit von etwa 50.000 Personen aus, die in ausgesuchten Provinzen mit verhältnismäßig geringer Feinstaubbelastung lebten. Im Fokus stand die Frage, ob auch diese geringe Belastung Einfluss auf die Gehirnleistung haben könnte. Die Ergebnisse zeigten, dass ultrafeine Partikel – mit einem Durchmesser unter 2,5 Mikrometer – nicht nur die Lunge erreichten, sondern auch die Blut-Hirn-Schranke passieren konnten. „Das könnte dann zu einer Schädigung im Gehirn führen“, so Studienleiter Benjamin Aretz.
Aretz und sein Team verfolgten daraufhin die Wirkpfade des Feinstaubs und schauten sich die Gehirnleistungsfähigkeit genauer an – mit einem erschreckenden Ergebnis: „Wie erwartet bremst die Luftverschmutzung die geistige Leistungsfähigkeit.“, so Aretz. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Partikel sowohl von der Lunge, als auch über den Geruchsnerv oder über den Blutkreislauf in das zentrale Nervensystem eindringen. Dies könne eine Beeinträchtigung der Denkleistung durch zeitweise oder andauernde Probleme der geistigen Leistungsfähigkeit zur Folge haben. Typische Beschwerden seien zunehmende Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme oder Gedächtnisverlust.
Die Ergebnisse zeigen, dass Feinstaub als ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko anzusehen ist. „Das sollte uns zu einem umweltbewussteren Handeln führen“, so Neurologe Prof. Michael Heneka. Sein Vorschlag: „Zukünftige Untersuchungen sollten testen, ob genetische Grundlagen oder Verhaltensformen wie wenig Sport, falsche Ernährung, wenig geistige Beschäftigung oder Nikotingenuss besonders anfällig für solche Einflüsse machen.“ Darüber hinaus sei zu erforschen, wie man sich vor den Einflüssen schützen kann. Die WHO empfiehlt bereits jetzt niedrigere Grenzwerte, dennoch sehen Benjamin Aretz und sein Team Handlungsbedarf im direkten Lebensumfeld.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Rostock. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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