Paracetamol ist während der Schwangerschaft häufig das Schmerzmittel der Wahl. Umso bedenklicher sind daher die Ergebnisse einer Übersichtsarbeit zu möglichen Folgen: Paracetamol scheint die Fruchtbarkeit der Töchter zu beeinträchtigen – zumindest im Tierexperiment.
Mild wirksame Analgetika, wie Paracetamol, gehören zu den am meisten eingesetzten Medikamenten in der Schwangerschaft. Problematisch wird dieser Schmerzmittelgebrauch vor allem dadurch, dass Frauen zu Beginn häufig noch nichts von ihrer Schwangerschaft wissen, die Schmerzmittel jedoch, wie viele andere Medikamente auch, plazentagängig sind. Studien aus Dänemark, den USA und Frankreich zeigten zuvor, dass zwischen 26 % und 89 % der Schwangeren bei Schmerzen, Fieber oder generellem Unwohlsein auf milde Analgetika bauen. In all diesen Studien war Acetaminophen (Paracetamol) das bevorzugte Analgetikum.
Bereits 1992 gab es erste Hinweise darauf, pränatales Paracetamol könnte das Wachstum weiblicher Mäuse-Nachkommen inhibieren, wenn es auch keinerlei Anzeichen für eine verminderte Fruchtbarkeit der Tiere im späteren Leben gab. Neu befeuert wurde diese beinahe vergessene Studie durch die Ergebnisse dreier Versuche aus dem Jahr 2016. Hier zeigte sich, dass pränatal gegebenes Paracetamol bei weiblichen Nachkommen von Labormäusen bzw. Ratten zum einen die Entwicklung der Tiere bremste, zum anderen deren Follikelzahlen reduzierte. Da die Follikelzahlen aber z.B. auch beim Menschen vorgeburtlich bestimmt sind, hat eine Reduktion ihrer Anzahl eine schneller bzw. früher einsetzende Infertilität bzw. Menopause der weiblichen Nachkommen zur Folge. Interessant ist zudem, dass eine der drei zitierten Originalstudien neben den üblicherweise höher als von Frauen eingenommenen Dosen auch eine durchaus für den Menschen relevante Dosierung von 50 mg/kg Körpergewicht und pro Tag untersucht hatte. Sechs Monate nach der Geburt bestimmten die Forscher sowohl die Zahl der Schwangerschaften als auch die Wurfgröße der weiblichen Mäusenachkommen. Beide Parameter waren im Vergleich zur Kontrolle verringert.
Alle drei Studien an Nagern verdeutlichen einen direkten Zusammenhang zwischen Paracetamol-Aufnahme in der Schwangerschaft und einer späteren reduzierten Fertilität bei weiblichen Nachkommen infolge einer Abnahme der Follikelzahl sowie irregulärer Zyklen. Vom Bild her gleichen diese Effekte bei den Nagetieren einer verfrühten Menopause beim Menschen. Auf welche Weise Paracetamol die Fertilität beeinflusst, ist jedoch dabei nicht bis ins Detail verstanden. Unter anderem wird derzeit diskutiert, dass der Wirkstoff direkt Einfluss nimmt auf die Zellteilungsprozesse der frühen Keimzellen. Zum einen scheint Paracetamol deren Zahl zu verringern, zum anderen hemmt das Analgetikum wohl ebenso wirksam die Zellteilung und Proliferation von embryonalen Stammzellen. Obgleich diese Studien sicher Grund genug sind, sich zukünftig noch intensiver mit dem Einfluss milder und häufig eingesetzter Analgetika in der Schwangerschaft zu beschäftigen, haben die in der Übersichtsarbeit zitierten Studien an Ratten und Mäusen auch einige Schwächen. So ist die Anzahl der Tiere vergleichsweise gering und die verwendete Dosierung des Paracetamols lag in zwei der drei Studien in einem nicht-physiologischen Bereich, vergleicht man diese mit dem Konsum durch Schwangere. Dennoch sollten Ärzte ihren schwangeren Patientinnen weiterhin zu einem sowohl in der Dosierung als auch in der Einnahmedauer begrenzten Paracetamol-Gebrauch raten. Quelle: EDC IMPACT: Is exposure during pregnancy to acetaminophen/paracetamol disrupting female reproductive development? Arendrup FS et al.; Endocr Connect, doi: 10.1530/EC-17-0298 , 2018