Vögel produzieren ihre eigene Körperlotion: Das Bürzelöl ist wichtiger Teil der Federpflege. Forscher vermuten aber, dass es noch mehr Funktionen erfüllt. Ein Team hat nun viele Arten miteinander verglichen.
Die meisten Vogelarten besitzen an der Wurzel ihres Schwanzes eine besondere Drüse: die Bürzeldrüse. Sie sondert ein öliges Sekret ab, das die Vögel mehrmals am Tag mit dem Schnabel auf ihrem Gefieder verteilen. Dadurch wird das Gefieder gepflegt und wasserabweisend gemacht. Oft unterscheidet sich die Zusammensetzung des Öls – sogar innerhalb einer Vogelart.
Marc Gilles konnte nun mit seinem Team eine weitere entscheidende Beobachtung machen: Bei fast allen Vogelarten gab es auch jahreszeitliche Veränderungen in der Komposition. Die Wissenschaftler wollten daher wissen, ob das Öl neben der Gefiederpflege noch weitere Funktionen erfüllt. Dazu werteten sie knapp 200 Studien aus und stellten bei fast der Hälfte der Arten auch einen geschlechterspezifischen Unterschied fest. „Wenn wir Unterschiede zwischen den Geschlechtern gefunden haben, traten diese vor allem während der Paarungszeit auf“, sagt der Biologe.
Doch warum veränderte sich das Sekret? „Eine Hypothese ist, dass das Bürzelöl eine Schutzfunktion während der Brutzeit hat“, sagt Gilles. Es könne dazu dienen, ein Nest geruchlich zu tarnen. Für diese Annahme spricht, dass sich Unterschiede insbesondere während der Brutzeit finden lassen – und zwar vor allem bei dem Geschlecht, das brütet. Besonders deutlich traten solche jahreszeitlichen Unterschiede bei Bodenbrütern, etwa Küstenvögeln, auf, deren Nester leicht zugänglich sind.
Eine andere Annahme ist, dass das Bürzelöl und seine veränderte Zusammensetzung eine soziale Funktion hat. Das Sekret könnte einem Vogel etwa signalisieren, welches Geschlecht ein Artgenosse hat – und ob er sich aus genetischer Sicht zur Fortpflanzung eignet. „Denkbar ist auch, dass der Geruch dazu dient, dass Eltern und Jungtiere sich wechselseitig erkennen“, sagt Gilles. Dafür lieferten die gesichteten Studien etliche Belege. Bei Sperlingsvögeln bspw. wird das Öl in der Brutzeit flüchtiger und Vögel könnten die Duftstoffe nutzen, um mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen zu konkurrieren.
Studienleiterin Prof. Barbara Caspers sieht in allen Hypothesen Potenzial. In früheren Studien konnte sie zeigen, dass einige Vögel einen gut ausgeprägten Geruchssinn haben und diesen einsetzen, um miteinander zu kommunizieren. Die jetzt veröffentlichte Studie lässt die Vermutung zu, dass es vielleicht ein generelleres Phänomen ist. „Es liegen allerdings aktuell leider nicht genügend Daten vor, um die Hypothesen weiter zu prüfen.“ Caspars empfiehlt die Fähigkeiten von Raubtieren zu untersuchen, die verschiedenen Zusammensetzungen des Öls zu erkennen. Unklar bleibt auch, in welchen Brutphasen Veränderungen auftreten.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Bielefeld. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: David Clode, unsplash.