Erst war es Desinfektionsmittel, dann Paracetamol und jetzt – Jodtabletten. Liebe Hamsterer, ihr geht mir sowas von auf die Nerven. Euer Egoismus schadet anderen Menschen.
Ich habe eine kleine Weile mit dem Bloggen ausgesetzt, denn ich wollte warten, bis ich mal wieder etwas Positives zu erzählen habe. Pustekuchen. Ich sollte einfach wieder damit anfangen, zu schreiben, bevor ich den Blog an den Nagel hängen muss …
Wusstet ihr, dass die Apotheken zurzeit Jodmangelgebiet sind? Nein? Dann lest mal die Zeitungen. Aus Angst vor einer Verstrahlung durch Putins Atombombe fangen die Deutschen jetzt an, Jodtabletten zu horten. In vielen Apotheken sind sie schon jetzt ausverkauft und man bekommt auch nichts mehr nach. Es ist jedes Mal das gleiche Spiel: Irgendjemand kräht etwas vom Dach, und alle plappern es nach wie die Papageien. Gestern (also zu Beginn der Pandemie) war es Paracetamol, heute sind es Jodtabletten. Was wird es morgen sein?
Viele Dinge wurden gehypt in den vergangenen zwei Jahren. Einiges ist entweder bis heute schwer zu bekommen (z. B. ein Nasenspray mit Algen, das Viren so „festkleben“ soll, dass man nicht erkrankt), anderes liegt inzwischen wie Blei in den Regalen (z. B. bestimmte Anti-Corona-Mundspülungen). Interessant auch: Die extrem großen Mengen an Desinfektionsmitteln, die zu Beginn rausgehauen wurden. Der hohe Preis damals scheint gerechtfertigt gewesen zu sein, denn es kauft kaum jemand etwas nach. Offenbar füllen sie sich wundersamerweise von selbst wieder auf, oder wirken quasi durch die Flasche hindurch desinfizierend, ohne dass sie geöffnet und damit verbraucht werden müssen. Genial!
Naja, lasst uns beim Jod bleiben. Während also die Oberschlauen die Apotheken leer kaufen, haben die Menschen das Nachsehen, die Jod dringend bräuchten, ganz unabhängig von einem Atomkrieg. Das sind vor allem schwangere und stillende Frauen. Sie haben einen deutlich höheren Jodbedarf und können diesen oft nicht über die normale Ernährung decken. Jodmangel führt aber beim ungeborenen Kind zu irreversiblen Hirnschäden. Bravo. Klasse gemacht, ihr Jodhamsterer.
So etwas regt mich auf. Fast genauso wie die geheuchelte Hilfsbereitschaft für Menschen im Kriegsgebiet. Wer spenden will, der spendet bitte Geld, oder Dinge, die noch gut sind und die auch gebraucht werden. Wer zuhause die abgelaufenen Lebensmittel und die seit Wochen abgelaufenen Altmedikamente aus der Schuhschachtel im Badezimmer gemeinsam mit Opas alten Wintersocken „spendet“, den soll bitte das Karma einholen. Der hat nur eine billige Müllkippe gesucht und fühlt sich danach vermutlich noch wie ein Held.
Nochmal: Bravo. Nichts gelernt, kann ich da nur sagen. Nichts aus Lieferengpässen durch Arzneimittelhamsterei, nichts aus den Müllbergen unbrauchbarer Sachspenden während der Flutkatastrophe. Hauptsache, der Keller ist wieder leer und man hat das Gefühl, ein guter Mensch zu sein.
Bildquelle: Kim Green, unsplash