Warum erhöht sich das Diabetesrisiko durch häufigen Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch? Eine aktuelle Studie untersucht Ceramide als potenzielle Biomarker für kardiometabolische Erkrankungen.
Ungesundes Essen kann zur Entstehung von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Typ-2-Diabetes, also zu kardiometabolischen Erkrankungen beitragen. Doch welche biochemischen Prozesse hier zugrunde liegen, ist bisher nicht genau bekannt. Moderne Messverfahren ermöglichen es, gleichzeitig eine große Anzahl von Stoffwechselprodukten im Blut zu messen und liefern dadurch umfassende Stoffwechselprofile in großen Studiengruppen. Dabei zeigt sich, dass bestimmte Fettmoleküle, die Ceramide und Dihydroceramiden, kritische Faktoren für die langfristige kardiometabolische Gesundheit sein könnten. Außerdem beeinflusst die Ernährung die Zusammensetzung dieser Sphingolipide.
Umfassende Untersuchungen zum Einfluss der Ernährung auf die Ceramidwerte im Blut und mögliche Auswirkung auf die Entstehung von kardiometabolischen Erkrankungen bei Menschen fehlten bislang. Die Forscher haben daher mehrere Tausend Teilnehmer der EPIC-Potsdam-Studie über mehrere Jahre beobachtet, um zu prüfen, ob man anhand von bestimmten, durch die Ernährung beeinflussten Ceramiden das Auftreten von kardiometabolischen Erkrankungen vorhersagen kann. Die Studie wurde unter Leitung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) durchgeführt.
Zu Beginn der Studie gaben alle Teilnehmer Auskunft über ihre Ernährung und stellten Blutproben zur Verfügung. Die Probanden hatten weder Typ-2-Diabetes noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In den folgenden Jahren entwickelten etwa 550 Probanden Herzkreislauferkrankungen und knapp 800 erkrankten an Typ-2-Diabetes. Mithilfe einer neuartigen analytischen Plattform – s. g. Lipidomics – erstellten die Forscher Profile der Ceramide und Dihydroceramide im Blut der EPIC-Potsdam-Teilnehmer.
Die Forscher untersuchten darüber hinaus, ob krankheitsrelevante Ceramide und Dihydroceramide auch mit dem Verzehr von Lebensmitteln in Verbindung stehen. „Menschen, die viel Fleisch essen, haben ein höheres Diabetesrisiko. Wir konnten jetzt erstmals zeigen, dass ein hoher Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch mit ungünstigen Spiegeln diabetesbezogener Ceramide verbunden war. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Zusammenhang von Fleischverzehr und Diabetesrisiko durch den Einfluss auf Ceramidspiegel im Blut vermittelt werden könnte“, berichtet Erstautor Clemens Wittenbecher, Mitarbeiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE).
Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE und Letztautor der Studie, ergänzt: „Detaillierte Stoffwechselprofile in großen Kohortenstudien helfen uns, den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheitsrisiko besser zu verstehen. Das trägt letztendlich zu evidenzbasierten und genaueren Ernährungsempfehlungen bei.“
Kardiometabolische Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Typ-2-Diabetes sind weltweit für mehr als ein Drittel der Todesfälle verantwortlich. Die Studie identifizierte bestimmte Ceramide als potenzielle Biomarker für den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheitsrisiko und könnte so präzisere Ernährungsansätze für die Prävention kardiometabolischer Erkrankungen ermöglichen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Brooke Lark, Unsplash