Ein 66-jähriger Mann mit einem suprapubischen Harnblasenkatheter kommt mit Fieber in die Notaufnahme. Schnell fällt der Verdacht auf einen Harnwegsinfekt. Doch ist es wirklich nur ein Infekt?
Ein 66-jähriger Mann leidet immer wieder an rezidivierenden Harnwegsinfektionen aufgrund von Strikturen der bulbären Harnröhre und damit verbundenen Harnwegsobstruktionen. Zusätzlich ist seine rechte Niere atroph. Inzwischen befindet er sich im Stadium G3b der chronischen Niereninsuffizienz, weshalb er einen suprapubischen Harnblasenkatheter hat, der regelmäßig gewechselt werden muss.
Doch sechs Stunden nach dem letzten Wechsel erscheint der Mann in einem schlechten Allgemeinzustand in der Notaufnahme. Er hat Schüttelfrost und Fieber bei 39°C Körpertemperatur. Sein Puls rast bei 120 Schlägen pro Minute, er ist jedoch nicht hypoton. Bereits bei der Untersuchung vermuten die Ärzte eine schwere akute Nierenschädigung in Kombination mit einem Harnwegsinfekt. Die Laborwerte zeige erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte (13,7 bzw. 294 mg/dl), eine Hyperkaliämie (6,6 mmol/l) und eine metabolische Azidose (Bikarbonat 10 mmol/l). Laktat und pH sind in der arteriellen BGA jedoch normwertig.
Um den Verdacht eines Infektes zu bestätigen, nehmen die Ärzte Urin- und Blutkulturen ab. Tatsächlich fallen diese positiv auf Escherichia coli aus. Zusätzlich lassen die Ärzte noch CT-Aufnahmen des Abdomens anfertigen, um den Schweregrad der Nierenschädigung besser einschätzen zu können. Darauf entdecken sie linksseitig eine schwere Hydronephrose und auch der Ureter wirkt gestaut. Doch die Ursache hierfür ist nicht primär der Infekt. Stattdessen ist der Übeltäter schnell gefunden: Das distale Ende des suprapubischen Harnblasenkatheters steckt im linken distalen Ureter - mitsamt aufgeblasenem Ballon.
Die Ärzte repositionieren den Katheter und der Patient erhält anschließend noch für 7 Tage eine Antibiose. Schon bald bessert sich der Zustand des Mannes. Beim suprapubischen Harnblasenkatheter handelt es sich um ein gängiges Verfahren zur Harnableitung. Die akute Obstruktion des Harnleiters stellt zwar eine seltene Komplikation im Zusammenhang mit diesem Verfahren dar, kann jedoch bis zur Urosepsis führen.
Text- und Bildquelle: Jacobs et al. / Oxford Medical Case Reports
Bildquelle: Miikka Luotio / Unsplash