Ein Forschungsteam hat ein Testverfahren entwickelt, das geringste Spuren von entzündlichen Immunkomplexen nachweisen kann. Der Test funktioniert mit lebenden Zellen und soll bei Virus- und Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden.
Bei Infektionen und Entzündungen bildet das menschliche Immunsystem Antikörper. Binden diese an einen Krankheitserreger, spricht man von einem Immunkomplex. In der Regel bleiben die Immunkomplexe lokal konzentriert und werden nach überstandener Krankheit oder Entzündung von speziellen Zellen des Immunsystems rasch beseitigt. Bei Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis und der systemischen Lupus erythematodes treten häufig Autoantikörper auf, welche körpereigene Moleküle als Antigen erkennen. In der Folge bilden sich größere Mengen zirkulierender Immunkomplexe im Blut, die Gewebeentzündungen auslösen können.
Eine Forschungsgruppe der Uni Freiburg hat daher ein Testsystem mit lebenden Zellen entwickelt, das rund 1.000-mal sensibler als bisherige Tests ist. Der zellbasierte Test zeigt an, wie groß die Immunkomplexe sind und wie stark sie auf das Immunsystem einwirken: „Das neue Testsystem erlaubt neben dem hochempfindlichen Nachweis der Immunkomplexe auch deren Größenvermessung. Dieser Faktor beeinflusste in unserer Studie nachweislich die Immun-Reaktivität von Immunkomplexen und gibt damit wichtige Hinweise auf deren immunologischen Einfluss“, sagt Prof. Hartmut Hengel von der Uni Freiburg. So konnte in der Studie gezeigt werden, dass die Reaktivität der löslichen Immunkomplexe im Blut von Lupus-Patienten mit der Schwere des Krankheitsverlaufs steigt.
„Dank der hohen Empfindlichkeit könnten Ärzt*innen mit dem Test zukünftig sehr präzise den Beginn von Autoimmunitätsschüben erkennen“, sagt Forschungsleiter Dr. Philipp Kolb. Mit dem biologischen Testsystem können bereits geringste Spuren von Immunkomplexen aufgespürt werden.
Das Testsystem wurde bereits erfolgreich eingesetzt, um die Rolle von Immunkomplexen in der Kniegelenksflüssigkeit bei Patienten mit rheumatoider Arthritis zu untersuchen. In einer weiteren klinischen Studie setzen die Wissenschaftler das Testsystem ein, um Immunkomplexe bei COVID-19-Patienten zu untersuchen. Ein wichtiger Schritt, um den Zusammenhang zwischen Immunkomplexen und der Schwere der Erkrankung zu erforschen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Elena Mozhvilo, unsplash.