Eine 52-Jährige stellt sich mit Fieber und Unterbauchschmerzen im Krankenhaus vor. Schnell steht fest, dass sie operiert werden muss. Die OP verläuft gut, doch am sechsten postoperativen Tag zeichnet sich plötzlich ein Schockzustand ab.
Eine 52-jährige Frau kommt mit Fieber, Unterbauchschmerzen und Druckempfindlichkeit in der rechten fossa iliaca ins Krankenhaus. Die Schmerzen haben bereits in der vergangenen Nacht begonnen, zudem musste die Frau auch schon erbrechen. Die Blutuntersuchungen zeigen erhöhte Entzündungsparameter: Der CRP-Wert beträgt 312 mg/L und die Leukozyten liegen bei 19.400 /µL. Um die Beschwerden in Kombination mit den auffälligen Laborwerten weiter abzuklären, fordern die Ärzte eine Abdominal-CT an.
Schnell steht fest: Die Frau hat eine Appendizitis. Mit dieser Diagnose wird sie für eine Appendektomie in den OP gebracht. Erst intraoperativ zeigt sich das ganze Ausmaß der Entzündung, denn aufgrund der Appendizitis hat die Frau bereits eine eitrige Peritonitis des rechten Abdomens entwickelt. Die Chirurgen führen eine laparoskopische Appendektomie und eine sorgfältige Peritoneallavage durch und belassen anschließend zwei abdominale Drainagen. Zusätzlich wird in Blutkulturen der Erreger Escherichia Coli nachgewiesen, weshalb die Frau für 5 Tage eine intravenöse Antibiose mit Amoxicillin und Clavulansäure erhält.
Doch am sechsten postoperativen Tag fühlt sie sich plötzlich extrem schwach. Sie ist blass, hypoton und tachykard. Zusätzlich entdecken die Ärzte etwas Blut in einer der Drainagen, weshalb sie sofort ein erneutes CT durchführen lassen. Darauf entdecken sie eine frisches, etwa 6 cm großes subkapsuläres Milzhämatom in Verbindung mit einem ausgeprägten Hämatoperitoneum.
Sie embolisieren zunächst die Milzarterie mit Coils, woraufhin die Patientin auf zunächst auf der Intensivstation stabil ist.
Doch wenige Stunden später befindet sie sich erneut im Schockzustand. Sofort geht es für sie zurück in den OP für eine Notfall-Laparotomie. Dabei zeigt sich ein massives Milzhämatom bei einer Milzruptur, sodass den Chirurgen keine andere Wahl bleibt als die Milz zu entfernen. Die Patientin erholt sich daraufhin innerhalb von 2 Wochen und kann schließlich einen Monat nach der Erstaufnahme wegen der akuten Appendizitis wieder entlassen werden. Bei der Milzruptur handelt es sich um eine sehr seltenen Komplikation der akuten Appendizitis. Die Autoren vermuten, dass in diesem Fall der Rupturmechanismus durch die E. Coli-Bakteriämie zu erklären ist. Wahrscheinlich war es zu einer septischen Embolisation der Milz gekommen, was wiederum schließlich zu der Ruptur führte.
Text- und Bildquelle: Deleuze et al. / Journal of Surgical Case Reports
Bildquelle: Federico Burgalassi / Unsplash