Während der Corona-Pandemie greift ein 18-Jähriger immer häufiger zur beliebten Partydroge Ketamin. Die Folgen seines Drogenmissbrauchs begleiten ihn noch Monate danach.
Ketamin ist nicht nur ein Narkosemittel, was aufgrund seiner Nebenwirkung überwiegend in der Tiermedizin angewandt wird – es ist auch eine beliebte Partydroge vom Schwarzmarkt. Doch der Ketaminmissbrauch kann schwere Folgen haben wie etwa eine Ketamin-induzierte Uropathie (KIU).
Der Fallbericht dreht sich um einen 18 Jahre alten Erwachsenen mit ADHS und einer Vorgeschichte von Drogenmissbrauch. Er begann im Februar 2020 mit der Einnahme von Ketamin und konsumierte etwa 7 g pro Woche. Die Corona-Pandemie machte ihm wohl sehr zu schaffen, weshalb sein Konsum auf 20–30 g stark anstieg.
Bereits im September desselben Jahres wurde der junge Erwachsene in der urologischen Ambulanz vorstellig: Er klagte seit mehreren Monaten über suprapubische Schmerzen, Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS), die sich in der Dringlichkeit, Tageszeit, Frequenz und während des Schlafs äußerten, sowie über intermittierende Harninkontinenz. Außerdem beschwerte er sich über sporadische Makrohämaturie. Die Urinanalyse ergab zusätzlich eine mikroskopische Hämaturie (23/hpf) und schwere Pyurie (1133/hpf). Zudem hatte er eine sehr geringe Blasenkapazität von 18 ccm und eine ulzerative Zystitis. Die behandelnden Ärzte verschrieben daraufhin die Gabe von 10 mg Solifenacin einmal täglich und eine umgehende Beendingung der Ketamin-Einnahme.
Einen Monat später wurde der Patient mit Flankenschmerzen in der Notaufnahme vorstellig: Die Kreatinin- und CRP-Spiegel waren stark erhöht (1,66 mg/dl bzw. 211 mg/l). Die Ärzte stellten eine bilaterale Hydronephrose, sowie eine geschrumpfte Blase fest. Daraufhin startete die Therapie mit 8 mg Fesoterodin und 50 mg Mirabegron, um die Blasenüberaktivität maximal zu verringern.
Doch bereits am nächsten Tag verschlechterte sich die Nierenfunktion und die bilaterale Hydronephrose hielt beim Patienten an. Die Ärzte führten daher bei dem 18-jährigen eine Zytoskopie unter Vollnarkose durch: Der Befund bestand aus einer diffusen Ulzeration der Urothelschleimhaut und submukösen Blutungen. Die Zystographie offenbarte nach der Injektion von 50 ml Kontrastmittel einen bilateralen Reflux und eine Harnröhrenleckage. Im nächsten Schritt setzten die Ärzte bilaterale Ureterstent, sowie einen Foley-Katheter ein. Die Blasenbiopsie des Patienten zeigte eine chronische Entzündung mit großflächiger Denudation der Urothelwand, sowie verdickte Blutgefäße und eine Fibroblastenproliferation in der Submukosaschicht.
Nach der Therapie besserte sich die Nierenfunktion und der Foley-Katheter wurde einige Tage später gegen einen Kondomkatheter ausgetauscht, um den Harnverlust zu bewältigen. In den Folgemonaten nach seiner Entlassung verbesserten sich seine Symptome: Die Harninkontinenz löste sich und die LUTS wurden durch ein einziges Anticholinergikum in den Griff bekommen. Auch die Ureterstents konnten entfernt werden und die erneute Zystographie zeigte eine wesentlich verbesserte Blasenkapazität (300 cc) ohne Anzeichen von Ureterreflux oder Harnröhrenleckage.
„Ketamin-induzierte Uropathie ist ein zunehmendes Gesundheitsproblem, das eine frühzeitige und korrekte Diagnose für eine angemessene Behandlung erfordert“, schreiben die Autoren. Sie verweisen auch darauf, dass die (KIU) schnell mit ähnlichen urologischen Krankheiten verwechselt werden können. Das sollte in der Differentialdiagnostik berücksichtig werden, um diagnostische Verzögerungen zu vermeiden.
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash