In den USA beantragt Biontech eine Notfallzulassung für die Corona-Impfung bei unter Fünfjährigen. Derweil fragt man sich in Deutschland, ob mit Omikron die Impflücke geschlossen werden könnte. Mehr in unserem Update.
Angesichts der drastisch ansteigenden Infektionszahlen in den USA durch Omikron – auch unter Kindern und Kleinkindern – beantragen Biontech und Pfizer bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für ihren Covid-Impfstoff für Kinder unter 5 Jahren. Nach Angaben der Unternehmen wurden die verfügbaren Studiendaten der FDA auf Anfrage hin vorgelegt; der Antrag soll am 15.2. geprüft werden. Die FDA bestätigt in einer eigenen Pressemitteilung, dass Pfizer um Vorlage der Daten ersucht wurde und erklärt einen sicheren und wirksamen Impfstoff in dieser Altersgruppe zur Priorität.
Falls die Zulassung erfolgt, wäre Comirnaty® damit der erste verfügbare Impfstoff für Kinder im Alter von 6 Monaten bis einschließlich 4 Jahren. Die Dosierung wurde für Kleinkinder zur Verringerung von Nebenwirkungen deutlich gesenkt. So enthält eine Impfung eine Dosis von nur 3 Mikrogramm; im Vergleich dazu beträgt die normale Dosis ab 12 Jahren 30 Mikrogramm, die für Kinder im Alter von 5-11 Jahren 10 Mikrogramm.
Die Unternehmen planen auch eine Einreichung der Daten an die europäische Arzneimittelbehörde, doch die Zulassung in Deutschland wird wohl noch dauern. Nach Spiegel-Informationen zeigen sich Politiker in Deutschland bisher zurückhaltend und fordern eine gründliche Überprüfung durch die EMA und die STIKO. Es bestehe kein Anlass, durch politische oder gesellschaftliche Einflussnahme den Prozess zu beschleunigen, so der parteiübergreifende Konsens. Bislang ist in Europa die Impfung ab 5 Jahren von der EMA zugelassen; trotz hoher Inzidenz bei den Jüngeren empfiehlt die STIKO die Impfung aber erst ab 12 Jahren.
Derweil bereitet die STIKO laut Aussagen der Vorsitzenden Thomas Mertens eine Empfehlung für die 4. Impfdosis vor. Jüngste Daten aus Israel ließen vermuten, dass die zweite Auffrischimpfung „eine gewisse Verbesserung beim Schutz vor Infektion und eine deutlichere Verbesserung beim Schutz vor schwerer Erkrankung“ bringe, zitiert die Tagesschau Mertens.
Dabei geht es bisher nur um die Impfung mit den bestehenden mRNA-Vakzinen; an Omikron angepasste Impfstoffe von Moderna und Biontech befinden sich zur Zeit noch in der klinischen Prüfung.
Diese Frage steht bei einem Anteil von immernoch 24,1 % Ungeimpften und den hohen Infektionszahlen im Raum. Doch reicht eine einzelne Omikron-Infektion als Ersatz für die Impfung und lässt sich so die Immunitätslücke schließen? Virologe Carsten Watzl beantwortet die Frage auf Twitter mit einem klaren Nein. Er bezieht sich dabei auf eine aktuelles Preprint.
In dieser österreichischen Studie wurden die Seren von Omikron-Konvaleszenten auf ihr Neutralisationsvermögen gegenüber verschiedenen Varianten geprüft. Es zeigte sich, dass Geimpfte und auch von einer früheren Variante Genesene nach einer Omikron-Infektion einen hohen Titer neutralisierender Antikörper sowohl gegen die bisherigen Varianten, als auch gegen Omikron aufwiesen. Ungeimpfte, bei denen die Omikron-Infektion den ersten Kontakt mit SARS-CoV-2 darstellte, hatten hingegen nur omikron-spezifische Antikörper entwickelt und diese in geringerem Maße als ihre Vergleichsgruppen; gegen die anderen Virusvarianten ließ sich wenn überhaupt nur sporadisch eine Neutralisationsaktivität feststellen. Der Schutz gegenüber anderen Varianten sei also gering und eine zusätzliche Impfung sei angeraten, schlussfolgern die Autoren.
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