Ein winziger implantierter Monitor erkennt bei Patienten nach einem Herzinfarkt frühzeitig Vorboten gefährlicher Komplikationen. In einer aktuellen Studie scheint das Implantat der herkömmlichen Nachsorge dabei deutlich überlegen.
Ohne jegliche Vorwarnung erleidet eine beträchtliche Zahl von Patienten in den Monaten nach einem überstandenen Herzinfarkt schwere, mitunter tödliche Komplikationen. Dies geschieht meist aus dem vermeintlichen Wohlbefinden heraus. Die Herzleistung der meisten dieser Patienten ist noch relativ gut. Gewöhnliche Nachsorgeuntersuchungen können drohende Komplikationen wie akute Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, erneute Herzinfarkte oder Tod daher oft nicht rechtzeitig erkennen. Ein fortschrittliches, telemedizinisches Verfahren, bei welchem ein winziger Herzmonitor unter die Haut eingesetzt wird, soll helfen, diese Komplikationen frühzeitig vorherzusagen.
Im Jahr 2016 initiierte Axel Bauer – seit 2019 Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin in Innsbruck – im Forschungsverbund des Deutschen Zentrums für Herzkreislaufforschung (DZHK) die SMART-MI-DZHK9-Studie. Die Ergebnisse wurden erstmals im August dieses Jahres auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie präsentiert und jetzt vom Fachjournal Lancet Digital Health publiziert.
Der implantierbare Monitor spürte innerhalb von 21 Monaten bei 60 von 201 Patienten schwere, meist jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse auf. In der Kontrollgruppe, die aus 199 Herzinfarkt-Patienten ohne Telemonitoring bestand, konnten im Rahmen der üblichen Nachsorge im selben Zeitraum lediglich zwölf derartiger Ereignisse entdeckt werden. „Die Kernaussage ist, dass der Monitor sehr empfindlich gefährliche, jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse detektiert, die wiederum Vorboten schwerer klinischer Ereignisse sind. Schwere Probleme können somit viel frühzeitiger erkannt und Hochrisikopatienten zukünftig besser behandelt werden.“
In die Studie eingeschlossen wurden Patienten nach überstandenem Herzinfarkt, deren Herzleistung noch relativ erhalten war (Auswurffraktion zwischen 36 bis 50 Prozent), die jedoch Infarkt-bedingte Nervenschädigungen des Herzens aufwiesen. „Während wir bei Patientinnen und Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35 Prozent wegen des hohen Risikos für Rhythmusstörungen vorsorglich einen Defibrillator implantieren, gibt es für die große Gruppe von Betroffenen mit einer mittleren Pumpleistung bisher keine spezifischen Vorsorgemaßnahmen“, sagt Hauptautor Axel Bauer.
Der unter die Haut implantierte Herzmonitor ist so klein wie ein Fingernagel. Es handelt sich dabei um ein passives Gerät, das elektrische Information des Herzens kontinuierlich über mehrere Jahre aufzeichnet. Gefährliche Rhythmusstörungen werden automatisch erkannt und telemetrisch an ein Zentrum übermittelt. An der Studie nahmen 32 Herzzentren in Deutschland teil. Patienten, bei denen telemedizinisch gefährliche Rhythmusstörungen diagnostiziert wurden, sind entsprechend der gegenwärtigen Richtlinien behandelt worden. Zukünftige Studien müssen nun klären, inwieweit sich durch diese telemedizinische Strategie auch langfristig die Prognose der Betroffenen verbessern lässt.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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