Bei der Diagnose von Parkinson gibt es nach wie vor einige Hürden zu überwinden. Das klinische Erscheinungsbild von Parkinson überlappt mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen, zudem stehen bislang keine Tests oder Biomarker zur Verfügung, die bereits im frühen Stadium eine definitive Diagnose erlauben. Selbst wenn sich die Erkrankung bereits manifestiert hat, bleibt die diagnostische Genauigkeit suboptimal. Welche Herausforderungen es derzeit gibt und was ÄrztInnen in Zukunft bei der Diagnose helfen könnte, fasst eine aktuelle Publikation zusammen.1 Die erste Hürde: eine korrekte DifferenzialdiagnoseDie größte Herausforderung bei der Diagnose von Parkinson ist die frühe diagnostische Unterscheidung einer echten Parkinson-Erkrankung von atypischen Parkinson-Störungen. Letztere sind breit gefächert und umfassen verschiedene neurodegenerative Erkrankungen, bei denen Parkinson-Symptome zwar klinisch hervorstechen, das gesamte Spektrum der Erkrankung jedoch viel umfassender ist. Beispielhaft sei hier die Multisystematrophie genannt. Auch andere Tauopathien sind – gerade in einem frühen Stadium – nur schwer von echtem Parkinson zu unterscheiden.1Prodromale Phase – sie könnte einiges verratenDie Fachwelt ist sich einig, dass die Prozesse, die zu einer Parkinson-Erkrankung führen, deutlich früher starten als aktuell durch diagnostische Kriterien erfasst werden kann (Abb. 1). Bislang gibt es jedoch keine Biomarker, die in einem frühen Stadium eine zuverlässige Aussage erlauben. Vor allem für die Prognose genetisch möglicherweise vorbelasteter Personen mit prodromalen Symptomen, ist dies problematisch. Auch um ProbandInnen für klinische Studien zu krankheitsmodifizierenden Therapien zu identifizieren, wäre eine bessere Vorhersage bereits im prodromalen Stadium wünschenswert.1
Von Riechtest bis BildgebungDoch wie könnte eine Diagnose in Zukunft besser, früher oder genauer gestellt werden? Ein Merkmal der prodromalen Phase, das MedizinerInnen laut den StudienautorInnen in ihre Diagnose mit einbeziehen könnten, ist das Riechen. Ca. 90 % der Parkinson-PatientInnen weisen eine Hyposmie oder Anosmie auf, die mit einfachen und kostengünstigen olfaktorischen Tests festgestellt werden kann. Gerade für die Abgrenzung zur Multisystematrophie und progressiven supranukleären Parese zeigte die Testung eine hohe diagnostische Präzision.1
Neue Entwicklungen in der Bildgebung könnten in Zukunft ebenfalls Anwendung finden: Neuromelanin Imaging, quantitatives Susceptibility Mapping oder eine Untersuchung der dorsalen nigralen Hyperintensität sind vielversprechende Kandidaten. Sie könnten dazu dienen, ein frühes Parkinsonstadium oder sogar die prodromale Phase zu erkennen. Zur Differenzierung anderer degenerativer Parkinsontypen eignen sie sich jedoch nicht, da auch bei diesen pathologische nigrale Veränderungen zu finden sind. Eine Methode, die bereits in der klinischen Routine Verwendung findet, ist die Dopamin-Transporter (DAT)-SPECT, mithilfe derer sich die nigrale Neurodegeneration abbilden lässt. Für die Differenzialdiagnose hat sich das Verfahren in Studien bisher jedoch nicht bewährt.1α-Synuclein als Indikator Auf der Suche nach molekularen Biomarkern rückt immer wieder das altbekannte α-Synuclein in den Fokus. Der Nachweis von pathologisch verändertem α-Synuclein könnte in Zukunft zur Diagnosestellung in der prodromalen Phase verwendet werden. Ultrasensitive in-vitro Assays zur Detektion falsch gefalteter α-Synuclein-Spezies könnten in Zukunft dabei behilflich sein.1 Mehr zu α-Synuclein als möglichem Biomarker lesen Sie hier.Wie sieht die Diagnose der Zukunft aus?Trotz einiger Fortschritte bleibt die frühzeitige und korrekte Diagnose der Parkinson-Erkrankung oft eine Herausforderung: Auch wenn die erste Vorstellung eines Patienten oder einer Patientin bei SpezialistInnen für Bewegungsstörungen erfolgt, liegt die Genauigkeit der Diagnosestellung unter 100 %.1 Neue Technologien werden die ÄrztInnen vermutlich in Zukunft bei der Diagnose unterstützen können – interessante Ansätze sind jedenfalls in der Entwicklung. Daher darf man gespannt sein, wie Parkinson beispielsweise in zehn Jahren diagnostiziert wird.
Referenzen:
Bildnachweis: Unsplash / Quino Al