Aus reinen Nützlichkeits-Erwägungen heraus wird neben einer selektierenden, einrichtungsbezogenen Impfpflicht für eine altersgekoppelte Impf-/Beratungs-Pflicht z.B. ab dem 50. Lebensjahr plädiert. Eingerahmt zwischen fatalistischem Fallenlassen jeglicher Impfpflicht und genereller Impfpflicht ab dem 18. Lebensjahr bleiben wesentliche Fragen offen: Warum nicht Impfpflicht in Abhängigkeit von Body-Mass-Index, Intelligenzquotient, bio-psycho-sozialer Orientierung, warum nicht gezielt bei Diabetes mellitus, Antroposophie-Anhängerschaft, Querdenkertum und Staatsverdrossenheit?
Zu beliebig, willkürlich, stigmatisierend, ausgrenzend oder gar "rassistisch" wäre diese Liste. Sie stellte eine seltsame Ignoranz demokratischer Grundwerte im gesellschaftlichen Diskurs dar, welcher offenkundig nicht nur Abgeordnete des Deutschen Bundestages fröhnen wollen.
Ich kann dem Medizinethiker und Transplantations-Chirurgen Professor Eckhard Nagel uneingeschränkt zuzustimmen: Lediglich die Volljährigkeit ist eine juristisch relevante Zäsur. Alle anderen "Wenns" und "Abers" zerfasern die Impfpflicht-Debatte bis zur Unkenntlichkeit, machen sie unglaubwürdig und sind altersdiskriminierend. Sie wurde übrigens sowohl kommunikativ-inhaltlich, wissenschaftlich, als auch öffentlich äußerst dilettantisch geführt.
Warum ist z.B. der Bundesgesundheitsminister als Talkshow-Profi kaum in den Neuen Medien außer Twitter vertreten?
Mittlerweile hege ich einen ganz anderen Verdacht: Politiker, Meinungs-, Debatten- und Entscheidungsträger, aber auch manche Wissenschaftler spielen bei notwendigen Impfentscheidungen auf Zeit. Sie hoffen insgeheim auf die "normative Kraft des Faktischen". Am 27.01.2022 meldete das RKI mit 203.136 Positiv-Tests auf SARS-CoV-2 einen Rekordwert.
Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz lag bei 1.017,4. Bei durchschnittlich jedem/r 409. Bürger/in dieses Landes wurde damit eine Sars-CoV-2-Infektion/COVID-19-Erkrankung festgestellt (ausgehend von 83 Mio Einwohnern und 203.136 positiv Getesteten). Das bedeutete grob gerechnet, noch 1 Jahr und 44 Tage, dann wären alle Menschen in Deutschland infiziert. Steigen die Infektionszahlen weiter an, geht es noch schneller mit der Herdenimmunität. Von sinnhafter Prävention und sinnlicher Fröhlichkeit wie in Frankreich
ist dann keine Spur mehr zu finden.