Ein 9 Tage alter Junge macht auf seine Eltern einen lethargischen Eindruck. Zudem sind seine Hände und Beine gelblich verfärbt, sodass sie ihn nun in das nächste Krankenhaus bringen. Die Ärzte finden lange keine Erklärung dafür, bis sie ihn noch einmal genau untersuchen.
Bei einem männlichen Baby wird in Indien drei Tage nach der Geburt eine neonatale Hyperbilirubinämie (Gesamtbilirubin: 20,6 mg/dl und direktes Bilirubin: 0,6 mg/dl) diagnostiziert, weshalb es in ein spezialisiertes Zentrum überwiesen wird. Dort erhält er eine Phototherapie, sodass er am 5. Lebenstag wieder entlassen werden kann.
Doch am 9. Lebenstag bringen die Eltern den Jungen zurück ins Krankenhaus. Seit 6 Stunden ist die Nahrungsaufnahme ihres Sohnes eingeschränkt, er kommt ihnen lethargisch vor und zudem haben sich Hände und Beine seit 2 Tagen gelblich verfärbt. Als die Ärzte den Jungen untersuchen, ist er hämodynamisch stabil. Sie stellen erneut einen Ikterus bis zu den Knien und Ellenbogen fest, jedoch ohne Bilirubinenzephalopathie. Dennoch wirkt der Junge schläfrig und lethargisch.
Der GCS-Wert beträgt 9, er kann schlecht Saugen und Atmen. Zudem bemerken die Ärzte eine muskuläre Hypotonie aller vier Gliedmaßen, die Sehnenreflexe sind verringert auslösbar. Die Blutuntersuchungen ergeben einen Hämoglobinwert von 15,8 g/dL, einen CRP-Wert von 0,5 mg/l, das Gesamtbilirubin liegt bei 12 mg/dl und das direkte Bilirubin bei 0,4 mg/dl.
Nach wie vor haben die Ärzte keine wirkliche Erklärung für die schwerwiegenden Symptome des Jungen. Sie nehmen ihn auf die Neugeborenen-Intensivstation auf, wo sie ihn nochmals gründlich untersuchen. Dabei machen sie dann eine kleine, aber entscheidende Entdeckung.
Unter dem Kinn erspähen sie eine winzige Zecke. Sie entfernen diese vollständig mit einer Pinzette. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Zecke der Art Haemaphysalis handelt, welche in dieser Gegend häufig vorkommt. Nachdem die Zecke entfernt ist, geht es dem Baby innerhalb weniger Stunden deutlich besser - auch das Stillen ist schnell wieder möglich.
Obwohl die Inzidenz der Borreliose in Indien gering ist, verabreichen die Ärzte zusätzlich prophylaktisch eine Dosis Amoxicillin für 14 Tage. Nach 3 Tagen stationärer Behandlung kann der Junge entlassen werden. Bei der Nachuntersuchung nach 2 Wochen geht es ihm weiterhin gut und er hat stetig an Gewicht zugenommen.
Text- und Bildquelle: James et al. / Oxford Medical Case Reports
Titelbild: Unsplash / Patrick Fore