Ein 34-jähriger Mann kommt in Malaysia mit Unterleibsschmerzen und Durchfall ins Krankenhaus. Einige Laborwerte des Mannes sind alarmierend, doch hinter die Ursache dafür kommen die Ärzte erst nach einigen Nachfragen.
Ein 34-jähriger Mann stellt sich in Malaysia mit seit 5 Tagen anhaltenden Unterleibsschmerzen und Durchfall im Krankenhaus vor. Die kolikartigen Bauchschmerzen begannen in der linken Iliakalgrube, strahlen in den Rücken und in den gesamten Bauchraum aus. Er ist Raucher, seine medizinische Vorgeschichte sowie seine Familienanamnese sind jedoch unauffällig. Er ist afebril und sein Blutdruck beträgt 158/101mmHg.
Bei der Untersuchung des Abdomens stellen die Ärzte periumbilikal eine leichte Druckempfindlichkeit fest. Sämtliche kardiovaskulären und respiratorischen Untersuchungen sind unauffällig - ebenso wie seine Urinausscheidung. Doch die Laborwerte ergeben ein Serumkreatinin von 633,89 µmol/L, Kalium von 3,9 mmol/L und Harnstoff von 10,1 mmol/L. Wie ist das möglich? Eine Urinuntersuchung zeigt weder Proteinurie noch Hämaturie, und auch ein Ultraschall seines Abdomens liefert keinen Hinweis auf eine obstruktive Uropathie.
Eine Sache in der Anamnese des Mannes war jedoch auffällig: Er berichtete, am Tag zuvor etwa 1 kg Bilimbifrüchte verspeist zu haben. Der Verzehr von Bilimbifrüchten ist in Malaysia weit verbreitet, doch ein akutes Nierenversagen infolgedessen ist sehr selten. Die Nephrotoxizität der Frucht ist auf die Ablagerung von Oxalatkristallen zurückzuführen, was zu einer akuten Oxalat-Nephropathie führt. Doch auch oxidativer Stress, Nekroinflammation und eine direkte Beeinträchtigung der intrazellulären Kalziumhomöostase könnten eine Rolle spielen. Dies kann sowohl Menschen mit normaler Nierenfunktion als auch häufiger Menschen mit Nierenfunktionsstörungen betreffen.
Wegen seines Bluthochdrucks wird er mit Amlodipin 5 mg täglich behandelt und die Ärzte überwachen engmaschig die Nierenfunktion des Mannes. Seit der Aufnahme gehen seine Serumkreatininwerte immer weiter zurück, sodass er bei 315,2 µmol/L an Tag 6 entlassen werden kann. Bei der ambulanten Nachuntersuchung verbessert sich seine Nierenfunktion weiterhin langsam. Nach 8 Monaten beträgt sein Kreatininwert 76,76 µmol/L.
Text- und Bildquelle: Wong et al. / BMJ Case Reports
Titelbild: Unsplash / Alexander Schimmeck