Ausdauersport kann das Fortschreiten motorischer Symptome bei Parkinson verlangsamen. Doch was genau passiert beim Training im Hirn? Eine Studie untersuchte das nun genauer.
Regelmäßiger Ausdauersport kann das Fortschreiten motorischer Defizite bei Menschen mit Parkinson-Erkrankung im Frühstadium deutlich verlangsamen – dies zeigten Studien bereits 2019. Warum sich das Ausdauertraining bei Patienten mit Parkinson positiv auswirkt und motorische Symptome lindert, blieb jedoch bislang ungeklärt.
Eine Forschungsgruppe ging dieser Frage nach und untersuchte in einer aktuellen Studie, welche Veränderungen das regelmäßige Ausdauertraining im kortiko-striatalen sensomotorischen Netzwerk – das im Zusammenhang mit den motorischen Parkinsonsymptomen wie Tremor oder Muskelsteifigkeit steht – herbeiführt.
Dazu wurden 130 Teilnehmern der Studie, die den Nutzen des Sports 2019 bestätigte, genauer untersucht. Die Wissenschaftler erfassten u. a. den Grad der Hirnatrophie sowie den Anteil des freien Wassers im hinteren Teil der Substantia Nigra – der Hirnregion, in der die Planung und Ausführung von Bewegungen geregelt wird. Außerdem wurden die Teilnehmer direkt nach der Untersuchung einem kognitiven und okulomotorischen Test unterzogen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass Ausdauertraining zu einer stärkeren funktionellen Vernetzung zwischen vorderem und hinterem Putamen – ein Teil der grauen Substanz, welcher für die Kontrolle von Bewegungsabläufen zuständig ist – und dem sensomotorischen Kortex führt.
Probanden, die Ausdauersport betrieben wiesen eine signifant geringere Fehlerrate in den okulomotorischen Test auf, d. h. die Fähigkeit zur kognitiven Kontrolle von (ungewollten) Bewegungen war höher. Darüber hinaus beschrieb das Forscherteam bei den Ausdauersporttreibenden eine stärkere funktionelle Vernetzung im rechten frontoparietalen Netzwerk, die mit der Verbesserung des Fitnessgrads korrelierte, und einen geringeren Grad der Hirnatrophie.
„Ausdauersport hat also eine messbare Wirkung auf das Gehirn. Indem er die funktionelle und strukturelle Plastizität der für die Planung, Ausführung und Kontrolle von Bewegungen zuständigen Hirnregionen verbessert, kann er dem Abbau motorischer und kognitiver Funktionen bei Morbus Parkinson entgegenwirken“, fasst Prof. Lars Timmermann zusammen.
„Ausdauersport erweist sich als wichtige symptomatische Behandlungsmaßnahme bei Morbus Parkinson und muss Teil der medizinischen Versorgung der Betroffenen sein. Die Patientinnen und Patienten sollten von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten oder den Parkinson-Nurses konsequent zum Training motiviert und angeleitet werden“, ergänzt Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Jeremy Lapak, unsplash.