Nach einer kaum merklichen Pause im Sommer schnellen die Fälle der an hochpathogenen aviären Influenzaviren erkrankten Vögel wieder in die Höhe. Ein Update.
Im letzten Frühjahr ereignete sich die bisher schwerste Geflügelpest-Epizootie in Deutschland und Europa – sie könnte jedoch in diesem Jahr noch getoppt werden. Auch letzten Sommer kam es, vor allem in den Nordeuropäischen Ländern, trotz eines deutlichen Rückgangs der Fälle immer wieder zu Nachweisen von hochpathogenen aviären Influenzaviren (HPAIV) des Subtyps H5 bei Wasser- und Greifvögeln. Seit Oktober 2021 wurden in Deutschland jetzt wieder mehrere hundert infizierte Wildvögel und über 50 Ausbrüche bei (Haus-)Geflügel gemeldet.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stuft das Risiko einer Ausbreitung von HPAIV H5 bei Wildvögeln und einer Übertragung auf gehaltene Vögel in Deutschland als hoch ein. Geflügelhaltern wird weiterhin dringen dazu geraten, ihre Biosicherheitsmaßnahmen auf hohem Niveau zu halten und, wenn nötig, weiter zu verbessern.
Zuletzt kam es in NRW zum Nachweis des Virus bei zwei verendeten Gänsen in der Bonner Rheinaue. Veterinärbehördliche Maßnahmen seien aber derzeit nicht vorgesehen. Nach Einschätzung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) besteht in NRW bei der Wildgeflügelpest derzeit keine Notwendigkeit, von Maßnahmen Gebrauch zu machen. Bei der Hausgeflügelpest hingegen sind veterinärbehördliche Maßnahmen wie die Anordnung einer Stallpflicht oder das Einrichten eines Sperrbezirkes verpflichtend.
Auch bei königlichen Tieren macht das Virus keine Ausnahme. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, mussten Anfang Januar in Großbritannien 26 der königlichen Schwäne auf der Themse getötet werden. Zuvor waren sechs der Tiere an dem Virus verendet. Anfang letzter Woche wurde ein weiteres Tier tot aufgefunden.
„Wir erleben in Deutschland und Europa derzeit die stärkste Geflügelpest-Epidemie überhaupt“, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) der Deutschen Presse-Agentur mit. Und täglich kämen neue Fälle hinzu. Der auch auf den Menschen übertragbare Subtyp H5N1 dominiere momentan; auch H5N8, ein Subtyp, mit dem sich im Winter 2020 sieben Arbeiter eines Geflügelbetriebs in Russland infizierten, komme in geringem Ausmaß vor. In Deutschland sind bislang keine Erkrankungen beim Menschen mit aviären Influenzaviren aufgetreten. Für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung mit aviären Influenzaviren gibt es momentan noch keine Hinweise. Das Robert-Koch-Institut schreibt: „Nach bisherigen Erfahrungen scheint es nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen zur Übertragung der Viren vom Tier auf den Menschen zu kommen.“
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