Ein Forschungsteam hat den Hintergrund für die rasche Metastasenbildung des Ewing-Sarkoms untersucht. Dabei fanden sie ein Protein in mutierten Genen, das Übeltäter und Hoffnungsträger zugleich ist.
Ewing-Sarkome sind hochaggressive Tumoren, die sich in Knochen- oder Weichteilgeweben bilden können und hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen vorkommen. Trotz Therapiemöglichkeiten kommt es bei etwa einem Drittel der Patienten zu Rückfällen bzw. Metastasenbildungen – oft mit fatalem Ausgang.
Um zu verstehen, wie diese Metastasen entstehen, hat ein Wissenschaftlerteam die molekularen Treiber, die im Verdacht stehen eine Metastasenbildung beim Ewing-Sarkom herbeizuführen, untersucht. Dazu wertete das Team Daten von 166 Ewing-Sarkom-Patienten aus – das Gen EWSR1-ETS sprang ihnen dabei besonders ins Auge. Die Forschenden konnten zeigen, dass das vom mutierten Gen abgelesene Protein mehrere hundert Gene reguliert, die in komplexen Netzwerken miteinander interagieren.
Dabei identifizierten sie erfolgreich einen besonders vielversprechenden Schalter in diesen genetischen Netzwerken, der anscheinend den Krankheitsverlauf beeinflusst: Bei Patienten mit ungünstigem Krankheitsverlauf produzierten die Tumorzellen nur wenige Mengen des genregulatorischen Proteins TCF7L1. Zudem fanden die Wissenschaftler in Metastasen deutlich weniger TCF7L1 als noch in den Primärtumoren. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die geringen Mengen dieses Proteins dazu führen, dass genetische Netzwerke aktiviert werden, die den aggressiven Krankheitsverlauf und die Bildung von Metastasen eher begünstigen“, erklärt Prof. Thomas Grünewald, vom Universitätsklinikum Heidelberg.
Umgekehrt konnte eine wiederhergestellte TCF7L1-Produktion die Ausbreitung von Metastasen unterdrücken – das zeigten erste Untersuchungen an Mäusen. Dies bedeutet dass TCF7L1 als prognostischer Biomarker beim Ewing-Sarkom , der als Biomarker dienen könnte, vermutet Studienleiterin Dr. Florencia Cidre-Aranaz: „Die Menge an TCF7L1 in den Tumorproben ließe sich z. B. durch Anfärben in Gewebeschnitten bestimmen.“
Dieser diagnostische Ansatz ließe sich möglicherweise auch auf andere Krebsarten, wie Brustkrebs oder Darmkrebs übertragen, in denen die Fehlregulierung von TCF7L1 ebenfalls das Tumorwachstum zu begünstigen scheint. Doch nicht nur das: Erste Ergebnisse aus dem Labor deuten weiterhin darauf hin, dass TCF7L1 möglicherweise auch eine geeignete Zielstruktur sein könnte, um Ewing-Sarkome zu behandeln und eine Metastasierung zu verhindern. Diesem Ansatz wollen die Forscher in Folgestudien weiter nachgehen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Wilhelm Sander-Stiftung. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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